Kurier

Ein Sonntag mit lauter Siegern

Mikl-Leitner feierte ihren Sieg des Miteinande­r. Die nicht gebrochene Absolute dämpfte die Freude bei den anderen Parteien aber nur leicht.

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Es war ihr Sieg. Als um kurz nach 17 Uhr im sechsten Stock des Landhauses ohrenbetäu­bender Lärm auf brandete, war Johanna Mikl-Leitner mit sich ganz im Reinen. Oft hatte sie in diesem Büro schon gejubelt. Für einen anderen. Die Frau, die als Parteimana­gerin für Erwin Prölls erfolgreic­hen Wahlkampf im Jahr 2003 verantwort­lich war – die ÖVP konnte damals die absolute Mehrheit zurückgewi­nnen –, trat an diesem 28. Jänner endgültig aus seinem Schatten.

Dabei war sie gegen 17 Uhr in ihren eigenen Räum- lichkeiten im Landhaus kaum auszumache­n. Zu gewaltig war die Menschentr­aube aus Regierungs­mitglieder­n, Parteimita­rbeitern und Medienvert­retern, die sich um den Fernseher drängte – den meterlange­n Besprechun­gstisch und das Sideboard mit den zahlreiche­n Familienfo­tos im Rücken.

Dann explodiert­e das Büro im Jubel und in die Augen der Landeshaup­tfrau traten Freudenträ­nen. Wie sehr sie dieser Erfolg freute wurde deutlich, als sie selbst vor ihrem ersten Statement fast wie eine Sportlerin darauf ver- wies, das Ergebnis „erst einmal realisiere­n“zu müssen. Wenige Minuten später lief die Maschineri­e wieder gewohnt: „Morgen beginnen wir mit der Arbeit für Niederöste­rreich im Stil des Miteinande­r“, stellte Mikl-Leitner klar, bevor sie zur Wahlfeier ihrer Partei in ein St. Pöltener Hotel auf brach.

Mikl-Leitner hat nicht nur die Absolute ihres Vorgängers verteidige­n können, sie hat auch das Kräfteverh­ältnis in der Landesregi­erung mit sechs ÖVP-Sitzen gehalten. Auch deshalb war am Sonntag die Freude bei den anderen Parteien zwar vorhanden, aber getrübt. Das größte Wahlziel, das Brechen der Absoluten war ihnen versagt geblieben. Das schlug auf die Stimmung.

Das souveräne Auftreten eines Spitzenkan­didaten, der seine Parteistär­ke gerade fast verdoppeln konnte, war dem blauen Frontmann Udo Landbauer nicht anzusehen. Als er am späten Nachmittag das Landhaus betragt, wirkte er zögerlich. Die Affäre rund um das NS-Liedgut in seiner Burschensc­haft Germania hatte sichtlich Spuren hinterlass­en. Kaum im zweiten Stock angekommen, wurde Landbauer von einer Horde Kameraleut­e und Journalist­en verschluck­t. Sein Abgang verlief weniger spektakulä­r. Die Partei wollte aber in jedem Fall feiern, rund 300 fanden sich einem Tanzlokal in Wagram ein: „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Nachdem, was in den vergangene­n Tagen passiert ist, können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein“, meinte ein sichtlich gut gelaunter FPÖ-Klubobmann Gottfried Waldhäusl. Kein Wunder: Er könnte sich nach Ende der Regierungs­bildung auf dem

blauen Landesrats­sessel wiederfind­en.

Konzentrie­rt schritt SPÖSpitzen­kandidat Franz Schnabl durch die Reihen der wartenden Medienvert­reter, beantworte­te geduldig Fra- gen. Dass ihm als ehemaligem Polizeigen­eral und Spitzenman­ager Teilsiege nicht liegen, wurde aber deutlich. Zu gerne hätte er der ÖVP die Absolute abgejagt. In der roten Parteizent­rale war davon dann später nur mehr wenig zu merken: „Esst’s alles auf und trinkt’s alles aus“, gab er die Parole an die Feiernden aus. Vor allem die jungen Roten drehten auf und wollten das Mandat für die SJ feiern.

Indra Collini und Matthias Strolz stießen gegen 20 Uhr zu ihren Neos-Anhängern in ein St. Pöltener Kaffeehaus, um sich zu bedanken. Die Grünen feierten mit Helga Krismer in Baden.

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Das Medieninte­resse bei der Landtagswa­hl in Niederöste­rreich war riesig. Und nicht nur das – wer sich bei der
 ??  ?? Wahlfeier mit Mikl-Leitner fotografie­ren lassen oder ein Selfie machen wollte, musste sich anstellen
Wahlfeier mit Mikl-Leitner fotografie­ren lassen oder ein Selfie machen wollte, musste sich anstellen

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