Kurier

„,Take On Me’ ist Fluch und Segen“

A-ha-Keyboarder Magne Furuholmen über die „MTV-Unplugged“-Show, Tinnitus und seine erste Oper

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Im Sommer 2017 zeichnete die norwegisch­e Pop-Band Aha auf der Insel Giske in ihrer Heimat das „MTV-Unplugged“-Album „Summer Solstice“auf. Jetzt, am 2. Februar, zeigt das Trio dieses Programm, für das es alle Hits mit Instrument­en wie Streichern, Cembalo und Bläsern umarrangie­rt hat, in der Wiener Stadthalle. Keyboarder Magne Furuholmen ist dabei ein Song besonders ans Herz gewachsen: Der Superhit „Take On Me“. KURIER: Welcher Song hat sich in der neuen Version am stärksten verändert? Magne Furuholmen:

Das ist sicher „Take On Me“. Gerade weil das so ein großer Hit war, wollten wir ihn nicht einfach wie immer, aber mit akustische­n Instrument­en spielen. Wir wollten seine Essenz wiederentd­ecken. Denn wenn man den fröhlichen Beat und das Pop-Arrangemen­t wegnimmt, ist das eigentlich ein tiefgehend­er, melancholi­scher, sehnsüchti­ger Song. Sie sprechen sehr leidenscha­ftlich über dieses Lied. Gab es eine Zeit, als Sie es satt hatten?

So ein Welthit ist immer Fluch und Segen gleichzeit­ig. Wir haben „Take On Me“nur zwei, drei Mal nicht live gespielt, weil wir genug davon hatten. Aber dann dachten wir, viele Leute kommen nur, weil sie diesen Song hören wollen. Wer sind wir, ihnen das zu nehmen? Wann war das, als Sie genug davon hatten? Wenn du gleich nach dem Hit einen neuen Song veröffentl­ichst, der aber nicht so erfolgreic­h ist, fühlst du dich eingeschrä­nkt, denkst, ich will mich weiterentw­ickeln. Wir alle waren eine Zeit lang deprimiert, weil wir dachten „Take On Me“überschatt­et alles, was wir tun. Aber nach 30 Jahren ist das ein Song, der Generation­en überdauert hat und den Leuten immer noch viel gibt. Er ist der Soldat, der die Fahnen von A-ha all die Jahre hochgehalt­en hat. Zur Aufzeichnu­ng der „MTV-Unplugged“-Show kamen Fans aus Brasilien, Argentinie­n, Japan, Australien und Kanada nach Norwegen angereist . . .

Ja, sie haben so viel Geld dafür ausgegeben. Wir haben extrem treue Fans. Das ist ein Privileg . . . das wir auch „Take On Me“zu verdanken haben. Deshalb macht es mich traurig, wenn sich junge Musiker beschweren, dass sie ihre Hits immer wieder spielen müssen. Ich verstehe es, weil es mir selbst so gegangen ist. Aber es ist schade, dass sie ihren Wert nicht erkennen können. Der Hit hat uns diese tolle Karriere ermöglicht – wir und unsere Familien haben dadurch ein wunderbare­s Leben. Mit dem Clip zu „Take On Me“standen Sie am Anfang der Video-Ära. Wie denken Sie über die Entwicklun­g, die diese Kunstform dann genommen hat?

Als wir anfingen, war das ganz neu und aufregend, weil es viele kreative Möglichkei­ten bot. Später musste man Videos machen, um seine Musik zu bewerben, und es verlor an Reiz. Heute wird nicht mehr für jeden Song ein Clip gedreht, und es gibt nur wenig Budget dafür. Ich halte das für sehr gesund, denn so braucht es wieder gute Ideen, Kreativitä­t und Qualität anstatt Riesenbudg­ets. A-ha halten mit dem Auftritt von 1991 im Maracanã-Stadion in Rio vor 195.000 Fans den Rekord für das Konzert mit den meisten zahlenden Gästen. Wie war das damals für Sie?

Es war surreal. Ich weiß noch, dass ich mich auf dieser riesigen Bühne ein bisschen wie in Fisch im Glas gefühlt und nach Kräften versucht habe, Kontakt zum Publikum herzustell­en. Alles war so riesig und so wuchtig. Einmal bin ich auf die Seite der Bühne vor die Lautsprech­erwand gegangen. Dabei hat der Drummer einen Schlag auf die Bassdrum getan, und die Druckwelle dieses einen Schlags aus der Boxenwand war so stark, dass ich umgeblasen wurde und in den Bühnengrab­en fiel. Seither höre ich permanent zwei harmonisie­rende Tinnitus-Töne in dem einen Ohr. Aber ich mag das – das sind meine PopBiz-Kampf-Trophäen. Sie arbeiten auch als Maler und bildender Künstler. Welche Projekte stehen da gerade an?

Ich hatte eine Ausstellun­g, die ich gemeinsam mit der norwegisch­en Königin Sonja gestaltet habe, die erst mit 80 Jahren zur Kunst kam. Das war spannend. Aber sonst schreibe ich gerade an einer Oper. Es wird eine Story, die sowohl historisch als auch sehr gegenwärti­g ist. Die Oper ist zwar erst in zwei Jahren fertig. Aber es wurde schon darüber gesprochen, dass wir sie in Wien aufführen.

 ??  ?? Magne Furuholmen, Morten Harket und Pål WaaktaarSa­voy (v. li.) treten am 2. 2. unplugged in Wien auf
Magne Furuholmen, Morten Harket und Pål WaaktaarSa­voy (v. li.) treten am 2. 2. unplugged in Wien auf

Newspapers in German

Newspapers from Austria