Von der Springschnur hängt hier alles ab
Kritik. „Cinderella“der zwölfjährigen Alma Deutscher in einer neuen Fassung für Kinder
Sie ist eigentlich selbst noch ein Kind mit ihren 12 Jahren. Doch im Unterschied zu vielen ihren Altersgenossinen spielt Alma Deutscher nicht nur Violine und Klavier, sondern betätigt sich auch als Komponistin. „Cinderella“hat sie ihre erste, mit zweieinhalb Stunden abendfüllende Oper genannt. Für die Staatsoper in der Walfischgasse hat Deutscher das Werk nun zu einer kindgerechten, etwa 75-minütigen Version umgearbeitet. Mit Erfolg, denn diese Kompaktheit tut dieser „Aschenputtel“-Variante gut.
Zwar lehnt sich Deutscher – sie ist Geige spielend auch selbst im Einsatz – an die Vorlage der Gebrüder Grimm an. Doch hat sie ihre Version etwas adaptiert. Bei Deutscher ist Cinderella eine Komponistin, der Prinz ein Dichter, die Stiefschwestern (nur mäßig begabte) Sängerinnen und die böse Stiefmutter Direktorin eines Opernhauses. Cinderella selbst wird aufgrund ihres Talents dazu verurteilt, stupid Noten zu kopieren. Doch dank einer guten (Wald-)Fee finden die Komponisten und der prinzliche Poet einander letztlich doch und üben sich gemeinsam im Schnurspringen.
So will es zumindest Regisseurin Birgit Kajtna, die damit auf die originale Alma Bezug nimmt. Immer wenn sie mit der Springschnur spie- le, kämen die Ideen quasi von allein, bekundete Deutscher öfters. Und Ideen hat die junge Dame viele. Auch in „Cinderella“gibt es viele Arien, Duette, Ensembles, Reminiszenzen an große Komponisten der Vergangenheit; die Musik ist stets klassisch hörbar mit wenigen Brüchen.
Märchenhaft
Dirigent Witolf Werner und das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper sind Deutschers Musik (in der akustisch nicht unproblematischen) Walfischgasse gute Anwälte; szenisch setzt Regisseurin Kajtna im Theaterambiente (Bühne: Christina Feik, Kostüme: Janina Mül- ler-Höreth) ganz auf Opernund Märchenstimmung. Von Schmetterlingen über einen Wald bis zum RequisitenFundus ist da alles vertreten, was schnelle Verwandlungen garantiert. Die Figuren sind präzise und klar gezeichnet.
Im Zentrum steht Bryony Dwyer als auch stimmlich erfrischende Cinderella; Pavel Kolgatin gibt ihren braven Prinzen. Simina Ivan als Stiefmutter, Caroline Wenborne und Ulrike Helzel sind köstlich glaubhafte Schreckschrauben; Dan Paul Dumitrescu ein tapsiger König, Bongave Nakani eine liebe Fee und Rafael Fingerlos ein toller Minister.