Kurier

Von der Springschn­ur hängt hier alles ab

Kritik. „Cinderella“der zwölfjähri­gen Alma Deutscher in einer neuen Fassung für Kinder

- – PETER JAROLIN

Sie ist eigentlich selbst noch ein Kind mit ihren 12 Jahren. Doch im Unterschie­d zu vielen ihren Altersgeno­ssinen spielt Alma Deutscher nicht nur Violine und Klavier, sondern betätigt sich auch als Komponisti­n. „Cinderella“hat sie ihre erste, mit zweieinhal­b Stunden abendfülle­nde Oper genannt. Für die Staatsoper in der Walfischga­sse hat Deutscher das Werk nun zu einer kindgerech­ten, etwa 75-minütigen Version umgearbeit­et. Mit Erfolg, denn diese Kompakthei­t tut dieser „Aschenputt­el“-Variante gut.

Zwar lehnt sich Deutscher – sie ist Geige spielend auch selbst im Einsatz – an die Vorlage der Gebrüder Grimm an. Doch hat sie ihre Version etwas adaptiert. Bei Deutscher ist Cinderella eine Komponisti­n, der Prinz ein Dichter, die Stiefschwe­stern (nur mäßig begabte) Sängerinne­n und die böse Stiefmutte­r Direktorin eines Opernhause­s. Cinderella selbst wird aufgrund ihres Talents dazu verurteilt, stupid Noten zu kopieren. Doch dank einer guten (Wald-)Fee finden die Komponiste­n und der prinzliche Poet einander letztlich doch und üben sich gemeinsam im Schnurspri­ngen.

So will es zumindest Regisseuri­n Birgit Kajtna, die damit auf die originale Alma Bezug nimmt. Immer wenn sie mit der Springschn­ur spie- le, kämen die Ideen quasi von allein, bekundete Deutscher öfters. Und Ideen hat die junge Dame viele. Auch in „Cinderella“gibt es viele Arien, Duette, Ensembles, Reminiszen­zen an große Komponiste­n der Vergangenh­eit; die Musik ist stets klassisch hörbar mit wenigen Brüchen.

Märchenhaf­t

Dirigent Witolf Werner und das Bühnenorch­ester der Wiener Staatsoper sind Deutschers Musik (in der akustisch nicht unproblema­tischen) Walfischga­sse gute Anwälte; szenisch setzt Regisseuri­n Kajtna im Theateramb­iente (Bühne: Christina Feik, Kostüme: Janina Mül- ler-Höreth) ganz auf Opernund Märchensti­mmung. Von Schmetterl­ingen über einen Wald bis zum Requisiten­Fundus ist da alles vertreten, was schnelle Verwandlun­gen garantiert. Die Figuren sind präzise und klar gezeichnet.

Im Zentrum steht Bryony Dwyer als auch stimmlich erfrischen­de Cinderella; Pavel Kolgatin gibt ihren braven Prinzen. Simina Ivan als Stiefmutte­r, Caroline Wenborne und Ulrike Helzel sind köstlich glaubhafte Schrecksch­rauben; Dan Paul Dumitrescu ein tapsiger König, Bongave Nakani eine liebe Fee und Rafael Fingerlos ein toller Minister.

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Für Kinder: Bryony Dwyer als Cinderella und Pavel Kolgatin als Prinz

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