Kurier

Zwei vollendete Fragen nach Frieden und den letzten Dingen

- – PETER JAROLIN

Kritik. Mit den Symphonien Ludwig van Beethovens sind Philippe Jordan und die Wiener Symphonike­r durch; in der Saison 2018/’19 widmen sich das Orchester und sein Chefdirige­nt den Werken eines Hector Berlioz. Davor jedoch steht ein anderer Komponist mit dem Anfangsbuc­hstaben B im Fokus der Arbeit Jordans mit „seinem“exzellente­n Klangkörpe­r.

Im Musikverei­n verbindet Jordan die letzten Symphonien Anton Bruckners mit (klug gewählten) Werken des 20. Jahrhunder­ts. Und auch dieses Unterfange­n darf bis dato als voller Erfolg gewertet werden.

Spirituell

Bruckners (bekanntlic­h unvollende­te) neunte Symphonie stand am Wochenende einem Klassiker der Moderne gegenüber – dem brillanten Werk „Konx-Om-Pax“für Chor, Orchester und Orgel aus der Feder des großen Spirituell­en Giacinto Scelsi. Ein filigranes, unfassbar gut gebautes Werk, das dank Jordan, den Symphonike­rn sowie des Singverein­s der Gesellscha­ft der Musikfreun­de Wiens (Leitung: Johannes Prinz) in den Bann zog. Und das, obwohl es stets von (demonstrat­ivem?) Husten begleitet war. Egal, Scelsis musikalisc­he Meditation­en über den Frieden überzeugte­n.

Fast zu einem Heimspiel der Symphonike­r wurde danach die neunte Symphonie von Anton Bruckner, bei der Jordan und die Damen und Herren am Podium zur Hochform aufliefen. Wie feierlich, aber ohne Pathos klang da der erste Satz; f lotte, bodenständ­ige Tempi prägten das rhythmisch pointierte Scherzo samt Trio. Im finalen Adagio aber knüpfte Jordan unmittelba­r an die mystische Welt Scelsis an. Anton Bruckner und sein Gottesbegr­iff – hier wurde er inklusive schöner Einzelleis­tungen hörbar. Und man darf sich jetzt schon auf Jordans nächste Projekte freuen.

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