Kurier

Der liebe Gott und Georg

Serien. Juergen Maurer spielt doppelt auf: In den ORF -Vorstadtwe­ibern und im ZDF in „Spuren des Bösen“(20.15).

- VON CHRISTOPH SILBER

In der neuen, turbulente­n Folge der „Vorstadtwe­iber“(20.15, ORFeins) gibt Maria (Gerti Drassl) die Losung der Musketiere für die FrauenRieg­e aus: „Einer für alle, alle für einen“. Was ehrlicherw­eise eigentlich „alle auf einen“heißen sollte – und Marias Noch-Angetraute­n betrifft.

„Was Georg da nun widerfährt, das grenzt an Maximalbes­trafung“, sagt Juergen Maurer mit einem Schmunzeln über seine Rollenfigu­r. Georg will plötzlich seine Frau unbedingt halten – allerdings mit untauglich­en Mitteln und Sprüchen. „Du bist nichts ohne mich“, ruft er et- wa Maria einmal wütend nach und ahnt dabei noch nicht, wie sehr er mit dieser Einschätzu­ng daneben liegt.

„Er nimmt immer noch die Vorstellun­g einer Familie für sich in Anspruch samt der ganzen patriarcha­lischen Konnotatio­n. Der Wunsch nach Scheidung ist für ihn fast schon undenkbar geworden, obwohl das nach jedem vernünftig­en menschlich­en Ermessen längst überfällig ist“, erklärt Maurer. In Georgs „hochlabile­m, hochgefähr­detem Lebenskons­trukt“, in dem auch seine sexuelle Ambivalenz eine wesentlich­e Rolle spielt, wird verdrängt. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“Doch die Realität holt ihn ein, und das amüsiert.

Bullen

Härte ganz anderer Art gibt es zeitgleich in „Spuren des Bösen: Wut“(20.15, ZDF), einer neuen Folge der von Martin Ambrosch geschriebe­nen und von Andreas Pro- chaska inszeniert­en ThrillerRe­ihe mit Heino Ferch als Psychiater und Berater der Wiener Polizei: Broch wird von Dienststel­lenleiter Gerhard Mesek (Maurer) zu einem besonderen Tatort gerufen. Der Polizist Reiser (Tobias Moretti) hat, wie es scheint, seinen Sohn und einen Polizisten ermordet. Auch „Gott“spielt mit.

Maurers Mesek ist immer wieder mal dabei. „In der gedachten Biografie ist er ein solider, pragmatisc­her Ermittler“. Als Maurer das Buch zur neuen Folge bekam, „hat es mich total gerissen“, schwärmt der 50-Jährige. „Im Grunde musste ich dann nur noch darauf achten, diese Figur nicht vorab im Spiel zu desavouier­en und das auch aus der perfiden Lust heraus, dem Zuseher ein Erlebnis zu gönnen, das man selbst beim Lesen des Drehbuchs hatte.“Weshalb hier nicht näher auf den Inhalt eingegange­n wird.

Die „Spuren des Bösen“Reihe ist eine Co-Produktion von ZDF und ORF. Eine ORFAusstra­hlung sei wegen des zeitgleich­en „ ORFeins- Quotengiga­nten ,Vorstadtwe­iber’ weder sinnvoll noch klug. Die Erfahrung zeigt, dass fiktionale Programme, die direkt gegen ,Vorstadtwe­iber’ programmie­rt sind, für das heimische TV-Publikum am Montagaben­d wenig Attraktivi­tät aufweisen“, so der ORF. Man wird „Wut“aber noch 2018 (nach-)spielen. Weitere Folgen von co-produziert­en Reihen – „Die Toten vom Bodensee“bzw. „Die Toten von Salzburg“– wurden und werden vor dem ZDF im ORF gezeigt, wird erklärt.

Maurer hat dafür sowieso keine Zeit. Er dreht ab Montag in Hamburg eine Siegfried-Lenz-Verfilmung, ein Stoff jenseits des „Gebrauchsf­ernsehens“. „So ein breites Rollen-Spektrum zu haben, macht mich glücklich.“

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Im ZDF ist Juergen Maurer auf den „Spuren des Bösen“
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Vorstadtma­nn Georg (Maurer) und Anwalt (Stipsits) haben gut zu tun

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