Kurier

Zwei Stars, die Geschichte schrieben

Tennis-Ass Federer holt seinen 20. Major-Titel, Ski- König Hirscher ist Österreich­s Rekordmann

- APA / CHRISTOF STACHE, APA / CHRISTOF STACHE

Wenn es die Konkurrenz schon nicht schafft, dann muss sich Marcel Hirscher zuweilen halt selbst unter Zugzwang bringen. So geschehen im ersten Teil des Riesenslal­oms von Garmisch-Partenkirc­hen, als sich der 28Jährige bei der Besichtigu­ng des ersten Laufs den Luxus leistete, die letzten zehn Tore gar nicht mehr groß anzuschaue­n, um eine Abkürzung Richtung Seilbahn zu nehmen, die an sich den Rutschern vorbehalte­n ist. Und auch seinen norwegisch­en Kollegen Leif Kristian Nestvold-Haugen, der mit Startnumme­r eins das Rennen eröffnete, verfolgte er nur bis zu den letzten drei Toren vor dem Ziel, „dann bin ich ins Starthaus gegangen. Da hätte ich mir fast die Finger verbrannt“, gestand Hirscher nach getaner Arbeit, „denn genau in diesem Bereich habe ich einen schweren Fehler gemacht.“

Doch weil Hirscher Hirscher ist, reichte es nicht nur locker zur Halbzeitfü­hrung, es reichte auch zum 13. Podestplat­z in dieser Saison – und zum zehnten Sieg, so viele hat er noch nie in einem Winter geschafft. Und damit hat er nun auch Hermann Maiers eigene Marke von 55 Weltcup-Erfolgen er- reicht, der Flachauer rechnet ja bekanntlic­h auch jenes Rennen in Val d’Isère in seine Leistungsb­ilanz, bei dem er disqualifi­ziert worden ist; der Ski-Weltverban­d FIS beharrt hingegen auf 54 Erfolgen. „Ich kann es gar nicht recht fassen, denn es dauert ja schon ziemlich lange, bis man einmal von eins bis 55 gezählt hat“, sagte Hirscher.

„Ich weiß gar nicht recht, warum es mir hier immer so gut läuft“, sagte Hirscher nach seinem dritten Garmisch-Sieg en suite, „aber das Gelände ist jenem, auf dem ich immer trainiere, relativ ähnlich. Und vielleicht funktionie­rt hier auch mein Wachs’l ganz gut.“

Weißer Fleck

So oder so: Marcel Hirscher fehlen nun noch sieben Siege auf den österreich­ischen Rekord von Annemarie Moser-Pröll, aktuell liegt der sechsfache Gesamtwelt­cupsieger gleichauf mit der Schweizeri­n Vreni Schneider. An der Spitze steht nach wie vor der Schwede Ingemar Stenmark (86) vor der Amerikaner­in Lindsey Vonn (79).

Nach dem 120. WeltcupPod­estplatz seiner Karriere kann sich Hirscher nun in Ruhe auf das Füllen des letzten weißen Flecks in seinem sportliche­n Lebenslauf konzentrie­ren – auf eine Goldmedail­le bei Olympia in Pyeongchan­g. Die Statistik besagt: In den letzten 20 Jahren hat stets der Sieger des letzten Riesenslal­oms vor Winterspie­len anschließe­nd auch Gold geholt. Einzige Ausnahme von der Regel: Marcel Hirscher, der 2010 zwar in Kranjska Gora siegte – in Vancouver aber Vierter wurde.

Am Dienstag steht noch das City-Event in Stockholm auf dem Fahrplan, ein Verzicht ist für Hirscher kein Thema. Je nachdem, wie es ihm danach geht, will er auch über sein Olympia-Programm entscheide­n. „Die Frage ist es, ob ein paar Tage daheim besser sind – oder gleich die Reise nach Südkorea.“Ob die Kombinatio­n ein Thema sein kann? „Zum letzten Mal hatte ich die langen Skier bei der WM in St. Moritz an den Füßen ...“

1,57 Sekunden hinter Hirscher jubelte ein Tiroler: Manuel Feller, 25, fuhr als Zwei- ter erstmals aufs Podest; drei Mal war der Fieberbrun­ner zuvor bereits Vierter. Und Feller sorgte damit für den ersten ÖSV-Doppelsieg in einem Riesenslal­om seit dem Weltcup-Finale 2012 in Schladming, damals stand sogar ein Trio auf dem Podest.

Die erste Reaktion

„Eigentlich bin ich in diesem Winter in jedem Rennen stärker geworden – und im Gegensatz zum Slalom auch nie ausgefalle­n“, sagte Feller und berichtete von seiner ersten Begegnung im Ziel: „Marcel hat gesagt, ,ich hab gesehen, dass du um eine halbe Sekunde vorn bist, dann bin ich gleich noch einmal lockerer runtergefa­hren‘ – da hab ich also gleich noch einmal eine von ihm gekriegt.“

Christian Hirschbühl wurde unterdesse­n als elfter Mann ins olympische ÖSVHerren-Team nominiert. „Das hat mich sehr überrascht“, sagte der Vorarlberg­er, „ich schätze dieses Vertrauen.“Zurückzahl­en konnte er es am Sonntag aber noch nicht. „Ich muss einfach mehr Risiko und Entschloss­enheit zeigen“, sagte der Lauterache­r, der auf Platz 28 landete.

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 ??  ?? Historisch: Erstmals seit März 2012 standen in Garmisch mit Hirscher (vorne) und Feller zwei Österreich­er auf Platz eins und zwei
Historisch: Erstmals seit März 2012 standen in Garmisch mit Hirscher (vorne) und Feller zwei Österreich­er auf Platz eins und zwei
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