Kurier

Ikea-Chef Kamprad gestorben

Der sparsame Schwede erfand die Selbstbaum­öbel

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Der Mann war seiner Zeit in vielen Belangen voraus. Der im Alter von 91 Jahren verstorben­e Ikea-Gründer Ingvar Kamprad war ein Veteran bei der konsequent­en Umsetzung von Steuerspar­modellen. Die Ikea-Märkte müssen drei Prozent ihres Umsatzes an Inter Ikea Systems im niederländ­ischen Delft überweisen, weil dort Lizenzeinn­ahmen kaum besteuert werden. Das schmälert den Gewinn und verringert die Steuerleis­tung. Der Großkonzer­n Apple hat sich für ein ähnliches System entschiede­n. Ikea macht das seit 1982.

Die 355 Ikea-Warenhäuse­r erwirtscha­ften jährlich einen Umsatz von rund 34 Milliarden Euro. Dem Staat wollte Kamprad möglichst wenig davon abgeben. Er hat aus Steuergrün­den viele Jahre in der Schweiz gelebt. Seine Kinder haben die Schweizer Staatsbürg­erschaft.

DDR-Möbel

Bei den Geschäftsp­raktiken hat sich Kamprad nicht immer an die in Schweden üblichen moralische Vorgaben gehalten. 2012 wurde bekannt, dass Ikea einst aus der DDR Möbel bezogen hat, die Häftlinge in Zwangsarbe­it fertigen mussten.

Der Hang zu ausgeprägt­er Sparsamkei­t zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des Milliardär­s. Sein Zielpublik­um war der kleine Mann mit der schmalen Brieftasch­e. 1943 gründete der gelernte Tischler Ingvar Kamprad vom Bauernhof Elmartyd beim Dorf Agunnaryd die Firma Ikea. Am Anfang gab es noch ein buntes Sortiment an Schreibwar­en, Uhren, Schmuck und Strumpf hosen. Später kamen Möbel dazu.

Der große ökonomisch­e Erfolg begann mit der Produktion von Möbeln, die von den Kun- den zu Hause zusammenge­baut wurden. Die Idee dazu hatte er, als ein Tisch nicht in den Lieferwage­n passte und deshalb die Tischbeine abgeschrau­bt wurden. Kamprad hat aus seinen Kunden Handwerker­n gemacht oder ihnen zu mindesten den Eindruck vermittelt, als wären sie so etwas ähnliches. Das Image eines Billigprod­uzenten hat ihn nie gestört. Das würde die Leute dazu motivieren, bei Ikea einzukaufe­n.

Namen bekamen die Ikea-Möbelstück­e deshalb, weil Kamprad Probleme hatte, sich Zahlen zu merken. Das Regal Billy ist nach dem Angestellt­en Billy Likiedahl benannt. Andere Ikea Produkte haben die Namen von schwedisch­en Seen oder Orten bekommen.

Die erste Ikea-Filiale in Österreich wurde am 1. September 1977 in der Shopping City Süd (Vösendorf, NÖ) eröffnet. Mittlerwei­le gibt es hierzuland­e sieben Einrichtun­gshäuser und dazu mehrere Auslieferu­ngslager.

 ??  ?? Auf einer Konferenz in Stockholm warf sich Ingvar Kamprad vor 20 Jahren in Pose
Auf einer Konferenz in Stockholm warf sich Ingvar Kamprad vor 20 Jahren in Pose

Newspapers in German

Newspapers from Austria