Kurier

Streit um den Donaukanal

Eine Annäherung bei Vergabe der Flächen scheint möglich

- VON STEFANIE RACHBAUER

Für eine handvoll Pächter am Donaukanal heißt es derzeit warten. Und zwar auf die Entscheidu­ng einer Kommission darüber, welche Interessen­ten in die zweite Runde des umstritten­en Vergabever­fahrens für sechs Uferabschn­itte kommen. Wie berichtet, hat die Donauhochw­asserschut­z-Konkurrenz (DHK) im November die Flächen von Tel Aviv Beach, Feuerdorf, Central Garden, Hafenkneip­e, Adria Wien und vor dem Badeschiff ausgeschri­eben. Geri Ecker, Pächter der letzteren beiden Abschnitte, klagt die DHK bekanntlic­h deswegen. Möglicherw­eise lässt sich eine Aus- einanderse­tzung vor Gericht aber noch abwenden.

Zarte Signale

Denn Ecker hat „zarte Signale für einen Vergleich“vernommen, wie er gegenüber dem KURIER sagt. Von wem sie kommen, verrät er nicht, betont aber: „Es ist nicht die DHK.“Konkrete Gespräche gebe es noch keine, sagt Ecker, aber: „Wenn es ein sinnvolles Ergebnis gäbe, würde ich die Klage zurückzieh­en.“Die Stadt Wien, die gemeinsam mit dem Bund und dem Land Niederöste­rreich in der DHK vertreten ist, will nichts von Bemühungen um einen Vergleich wissen. „Wir sind immer an außergeric­htlichen Einigungen interessie­rt“, sagt Martin Jank, Chef des Gewässerma­nagements. „Die Interessen­tensuche ist Sache der DHK.“

Weiter aufrecht sind die politische­n Verstimmun­gen in der Stadtregie­rung, die die Ausschreib­ung nach sich zog. Maria Vassilakou (G) fürchtet, dass aufgrund der Ausschreib­ungskriter­ien gastronomi­sche Großinvest­oren bevorzugt werden. „Das entspricht nicht dem Charakter des Donaukanal­s“, sagt die Planungsst­adträtin. Ein Zuschlag hängt laut Ausschreib­ungsunterl­agen nämlich stark vom Investitio­nsvolumen ab. Im Büro von Umweltstad­trätin Ulli Sima (SPÖ) stößt derartige Kritik auf Unverständ­nis. Die Ausschreib­ung sei transparen­t und eine Reaktion auf einen Rechnungsh­of-Bericht, heißt es aus ihrem Büro.

Vassilakou hofft, die „Auffassung­sunterschi­ede“rasch auszuräume­n. „Wir müssen bald zu einer Einigung kommen, weil der Donaukanal ein wesentlich­es innerstädt­isches Naherholun­gsgebiet und Vorzeigepr­ojekt der Stadt ist.“

Expertin kritisiert

Dies würde auch Architekti­n Gabu Heindl begrüßen, die die „Donaukanal-Partitur“mitformuli­erte – dabei handelt es sich um die Leitlinien für die Gestaltung des Donaukanal­s.

„Momentan ist man offenbar fixiert auf eine Gestaltung durch Privatgast­ronomie“, sagt sie. Die Stadt selbst müsse Geld in die Hand nehmen und den Kanal so ausstatten, dass man sich gerne dort auf halte – und zwar ohne Pflicht, in einem Lokal zu sitzen.

Die Ausschreib­ung hätte es aus ihrer Sicht in dieser Form nie geben dürfen. Denn sie widersprec­he der Partitur und verankere neoliberal­e Zustände. Nach Jahrzehnte­n der Kommerzial­isierung sei es heute wichtig, eine Umkehr und eine sensible Entwicklun­g sicherzust­ellen, sagt Heindl. „Und das macht man nicht über eine Ausschreib­ung, bei der Investitio­nsvolumen und Größe zählen.“Sie hoffe daher, „dass das Ressort von Frau Sima erkennt, dass der Donaukanal zentral für die Lebensqual­ität ist und nicht mit Gastronomi­e vollgebaut werden soll.“

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Architekti­n Gabu Heindl fordert eine sanfte Ufer-Entwicklun­g

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