Waldhäusl: FPÖ-Landesrat mit den meisten Ordnungsrufen
Landbauer-Ersatz. Freiheitlicher Klubobmann wechselt in die Regierung von NÖ-Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Konfrontation mit ÖVP vermieden
Seit 1998 ist der Landwirt Gottfried Waldhäusl (52) FPÖ-Abgeordneter im NÖ Landtag. Einige Jahre davon hielt er dort sogar ganz allein die freiheitlichen Fahnen hoch. Jetzt wechselt der Waldviertler, der wegen seiner oft deftigen Reden mehrfach auf youtube verewigt ist, auf die Regierungsbank. Statt Udo Landbauer, der über ein Nazi-Liederbuch seiner Burschenschaft Germania gestolpert ist.
Ein Polit-Schicksal, das Waldhäusl nicht passieren kann. Er hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er von Burschenschaften nichts hält.
Dabei hatte der FPÖKlubobmann noch am Montag selbstbewusst erklärt, dass er sich „mit Händen und Füßen“wehren werde, wenn ihm das Amt eines Landesrates angeboten wird. Am Dienstag klang das schon etwas zaghafter. Und seit Donnerstag ist nach einem Ge- spräch mit ÖVP-Landeshauptfrau Johanna MiklLeitner klar, dass Waldhäusl in die NÖ Landesregierung wechseln wird. „Es geht um die Partei und es geht um Niederösterreich.“So Waldhäusl staatsmännisch nach der Entscheidung. Seine Ansage: „Ich werde das Amt so ausfüllen, dass unsere Wähler und Niederösterreich etwas davon haben.“Seine politische Lauf bahn hatte er sich allerdings anders vorgestellt. Im Jahr 2020 wollte er in Waidhofen an der Thaya der erste FPÖ-Bürgermeister Niederösterreichs werden. Als Landesrat kann man aber nicht gleichzeitig Ortschef sein. Wobei er nicht ausschließt, dass er dennoch kandidiert.
„Schwuchteln“
Gottfried Waldhäusl ist jener Landtagsabgeordnete, der im Landhaus bei Ordnungsrufen uneinholbar an der Spitze liegt. Sein Sager aus dem Jahr 2011, dass sich die ÖVP einig sei, „wenn es um die Schwuchteln geht, aber wenn es um die Familien geht, da ist kein Geld vorhanden“, sorgte für riesige Empörung. Für seine Aussendung, dass die Regierungsparteien „Anwälte von Kinderschändern“seien, musste er sich nach einer Sitzungsunterbrechung entschuldigen. Bei einer Rede erhielt er sogar so viele Ordnungsrufe, dass er sich gemäß der Geschäftsordnung nicht mehr zu Wort melden durfte.
Ganz zurücknehmen will sich Waldhäusl trotz seiner neuen Landesratsfunktion nicht: „Ich bin bekannt dafür, dass ich eine klare Sprache spreche, dass ich unmissverständlich argumentiere.“ Nachsatz: „Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob man auf der Regierungsbank oder im Landtag sitzt.“
So sehr Waldhäusls deftige Reden im Landtag bei den anderen Parteien für Verärgerung sorgten, so sehr betonen alle Seiten die Handschlagqualität des FPÖ-Mannes. Auch gegen die eigene Bundespartei. Ohne Waldhäusl gebe es heute in Wiener Neustadt keinen ÖVP-Stadtchef. Gegen die SPÖ-Mehrheit setzte er eine bunte Stadtregierung mit durch. FP-Bundesparteiobmann HC Strache wollte im Jahr 2015 eine rot-blaue Stadtregierung, in NÖ wurde aber die derzeitige Variante paktiert.