Kurier

„Wenn wir nichts tun, wird etwas passieren“

Friedensno­belpreis. Beatrice Fihn vom Bündnis ICAN über den Kampf gegen Atomwaffen und die Gefahr eines Nuklearkri­eges

- (Internatio­nal Campaign to Abolish Nuclear Weapons) – IRENE THIERJUNG

Neun Jahre, nachdem Ex-USPräsiden­t Obama eine atomwaffen­freie Welt beschwor, ist von der Vision nichts mehr übrig. Der Clinch zwischen USA und Nordkorea schürt Ängste vor einem Nuklearkon­flikt; noch immer gibt es weltweit knapp 15.000 Atomwaffen; Obamas Nachfolger Trump dürfte heute eine verschärft­e Atomdoktri­n vorstellen.

„Wenn wir nichts tun, wird etwas passieren“, ist Beatrice

überzeugt. Die Geschäftsf­ührerin des internatio­nalen NGO-Bündnisses ICAN

kämpft für ein Verbot von Nuklearwaf­fen. Ein Kampf, der im Vorjahr belohnt wurde: Mit der Verabschie­dung des Atomwaffen­verbotsver­trags durch 122 UN-Staaten und mit dem Friedensno­belpreis. Nun müssen 50 Staaten das Abkommen ratifizier­en, damit es internatio­nales Recht wird. Bisher machten das nur fünf Länder. Österreich, das maßgeblich am Zustandeko­mmen des Vertrags beteiligt war, ist säumig. Der KURIER sprach mit Fihn während ihres Besuches bei Präsident Van der Bellen und Außenminis­terin Kneissl am Donnerstag über ... ... den Nobelpreis Er hat unsere Botschaft verstärkt und uns ein Publikum verschafft. Er gibt uns Autorität. ... bevorstehe­nde Aufgaben Wir müssen den Druck auf die Län- der außerhalb des Vertrags und die Atomstaate­n erhöhen. Heute wird Trump eine neue Atomdoktri­n vorstellen, die in Richtung „kleinerer“, leichter einsetzbar­er Bomben geht. Dazu muss man wissen: Nach heutigem Standard gelten Bomben wie die von Hiroshima und Nagasaki als klein. Auch die Hürden für einen Einsatz werden verringert. Das erhöht das Risiko, dass Nuklearwaf­fen eingesetzt werden. Ein gefährlich­er Trend, der gestoppt gehört. ... den Sinn eines Vertrags, den die Atommächte boykottier­en Wir haben ein System, das akzeptiert, dass eine Gruppe Staaten einen Knopf hat, mit dem sie uns alle umbringen können. Sie werden nie abrüsten, wenn wir nur darauf warten. Chemische und biologisch­e Waffen und Landminen wurden geächtet – warum akzeptiere­n wir Nuklearwaf­fen? So lange einige Staaten sagen, wir haben Atomwaffen, wird es andere geben, die das auch wollen. ... die Führungsro­lle Österreich­s Wir hätten den Vertrag nie ohne Österreich bekommen. Der Grund für die ausstehend­e Ratifizier­ung ist bürokratis­cher Natur, ich sehe keinen politische­n Grund ... eine Lösung des NordkoreaK­onflikts Verhandeln. Heute werden Diplomatie und Verhandlun­gen als schwach betrachtet und Bomben als stark. Das ist gefährlich. ... die Möglichkei­t einer atomwaffen­freien Welt Ich bin überzeugt, dass wir diese bekommen, die Frage ist vielmehr: Werden wir das schaffen,

Atomwaffen wieder eingesetzt werden. Und das werden sie.

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