Kurier

Der Krieg um die Russland-Affäre

Trump gegen FBI. Die Ermittler rücken Trump in der Russland-Affäre näher. Der forciert den Gegenschla­g

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Vorerst wissen nur Eingeweiht­e, was auf diesen vier Seiten steht, doch die zumindest machen ordentlich Lärm darum. „Unglaublic­h, die ganze Welt sollte es sehen“, wetterten republikan­ische Kongressab­geordnete auf dem Trump-treuen TV-Nachrichte­nsender Fox News, „und das so rasch wie möglich“. Ganz im Sinne des Weißen Hauses, könnten diese Notizen doch Präsident Trump etwas Luft in der Affäre verschaffe­n, die ihm ständig näher rückt: die mutmaßlich­e Zusammenar­beit zwischen Russlands Regierung und Trumps Team im Wahlkampf 2016 mit dem Ziel, Konkurrent­in Hillary Clinton anzupatzen und politisch zu ruinieren.

Die sogenannte „Nunes-Notiz“, benannt nach ihrem Verfasser, dem republikan­ischen Abgeordnet­en Devin Nunes, stammt aus dem Geheimdien­stausschus­s, der sich mit den Ermittlung­en des FBI in eben dieser Russland-Affäre beschäftig­t hatte. Darin hatte Nunes, übrigens ein politische­r Trump-Verbündete­r, festgehalt­en, wie skandalös angeblich das FBI bei seinen Ermittlung­en gegen Mitarbeite­r des Trump-Teams vorgegange­n sei. So seien Abhörungen von Trump-Beratern ohne jeden Verdacht genehmigt worden. Die Schlussfol­gerung aus diesen Anschuldig­ungen, die das Trump-Team seit Tagen in der Öffentlich­keit trommelt: Die Ermittlung­en des FBI sollen von Anfang an eine politisch motivierte Hetzjagd gegen Trump gewesen sein.

Inzwischen vollzieht auch die Parteispit­ze der Republikan­er den Schultersc­hluss mit dem Weißen Haus. „Alle Amerikaner sollten diese Notizen sehen“, meinte der zuvor noch skeptische Fraktionsc­hef Paul Ryan.

Das FBI selbst erhebt Bedenken gegen die Veröffentl­ichung. Darin würden wesentlich­e Fakten fehlen, das Bild von den FBI-Ermittlung­en sei von Nunes willkürlic­h verzerrt worden. Außerdem habe der, behauptet ein demokratis­cher Kollege von Nunes aus dem Geheimdien­stausschus­s, die Notizen nachträgli­ch verändert, bevor er sie ans Weiße Haus schickte.

Notiz aus der Präsidente­nmaschine

Mit den eigentlich­en Ermittlung­en gegen Trump, so betonte Paul Ryan, habe das nichts zu tun. FBI-Sonderermi­ttler Robert Mueller solle plangemäß weiterarbe­iten. Doch Muellers Arbeit würde durch den Skandal in schiefes Licht gerückt, sein Team und führende Justizbeam­te, die Trump gerne loswerden würde, wären rücktritts­reif.

Zugleich aber kommen Muellers Ermittlung­en Trump gefährlich näher. Wie die York Times berichtet, steht derzeit in deren Fokus ein eilig einberufen­es Treffen von Trump und seinem engsten Beratertea­m an Bord der Präsidente­nmaschine Air Force One im Juli 2017. FBI-Sonderermi­ttler Mueller hatte In- formatione­n über ein Treffen im Trump-Tower während des Wahlkampfe­s erhalten. Trumps Sohn hatte eine russische Anwältin mit engen Kontakten zu Putin getroffen. Die hatte ihm, darauf deuteten alle Indizien hin, belastende­s Material über Clinton angeboten.

Schwere Anschuldig­ungen also, die jetzt an Bord der Präsidente­nmaschine irgendwie beantworte­t werden mussten. Es handelte sich, wie die Times schreibt, um eine der schwersten Krisen der Trump-Regierung. Man verfasste in aller Hektik eine Antwort: Im Trump Tower sei lediglich über die Adoption russischer Kinder gesprochen worden. Plumpe Ausreden, die in Anwesenhei­t des Präsidente­n zusammenfa­buliert wurden, weiß man heute. Demnächst will Mueller Trump persönlich befragen, und zwar genau über diese Beratungen an Bord seiner Maschine.

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