EU setzt auf Leitungswasser
Verzicht auf Plastikflaschen soll Müll vermeiden und Geld sparen
„Gemeinsam können und müssen wir die Gesundheit unserer Bürger schützen und für ihre Sicherheit sorgen“, sagt Vize-EU-Kommissionschef Frans Timmermans und spricht damit die neue Trinkwasserstrategie der EU an: Die europäische Bevölkerung soll mehr Wasser aus der Leitung als aus der Plastikf lasche trinken und dadurch Geld einsparen sowie Abfall reduzieren. Die Kommission bezieht sich dabei auf die Grundsätze der europäischen Säule sozialer Rechte, dazu zählen unter anderem Chancengleichheit und Sozialschutz. Außerdem reagiert Brüssel auf die Bürgerinitiative „Right2Water“, die 2013 von über 1,6 Millionen Menschen unterzeichnet wurde und einen verbesserten Zugang zu sauberem Trinkwasser forderte.
Zur Umsetzung neuer Standards und zur Minimierung von Risiken sollen die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet werden, die Qualität und den Zugang zu sauberem Trinkwasser, insbesondere für schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen, zu verbessern. Außerdem sollen Wasserversorger transparente Informationen zu Qualität, Wasserverbrauch und Kosten bereitstellen.
Konkrete Maßnahmen
Obwohl ein Großteil der europäischen Bevölkerung bereits Zugriff auf eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung genießt, haben rund eine Million Bürger noch keinen Zugang zu sicherem Wasser. Um dem entgegen zu wirken, schlägt die Kommission einen Ausbau der öffentlichen Wasserversorgung vor: Geplante Maßnahmen sind unter anderem das Aufstellen von öffentlichen Wasserstellen oder das Anbieten von Trinkbrunnen in öffentlichen Gebäuden.
Laut Angaben der EUKommission könnten europäische Haushalte übrigens bei einem Verzicht auf Mineralwasser aus Plastikflaschen und einem Umstieg auf Trinkwasser aus der Leitung bis zu 600 Millionen Euro jährlich einsparen. Günstig ist der Ausbau der Wasserversorgung aber nicht: Die Mehrkosten werden zwischen 1,6 bis 2,2 Milliarden Euro pro Jahr betragen, schätzt die Kommission. Zum Vergleich: Aktuell betragen die Kosten zur Bereitstellung von sauberem Wasser in Europa 46,3 Milliarden Euro jährlich.
Neben einer flächendeckenden Versorgung sollen strengere Kontrollen zur Qualitätssicherung durchgeführt werden. Dazu werden nach Empfehlung der Weltgesundheitsbehörde WHO Stoffe wie Legionellen oder Chlorate einer EU-weiten Kriterienliste hinzugefügt.
Ein Verzicht auf Wasser aus Plastikflaschen würde außerdem den Plastikmüll der EU drastisch senken – Mikroplastik, das unter anderem in vielen Kosmetikprodukten zu finden ist und so auch ins Wasser gelangt, ist auf dieser Liste als Schadstoff weiterhin nicht angeführt. Das soll jedoch durch strenge Kontrollen beobachten werden.
Balearen als Vorreiter
In puncto Wasserversorgung und Vermeidung von Plastikmüll können sich betroffene Länder etwas von den Balearen abschauen: Um Abfälle gänzlich zu vermeiden, will die Regierung ab 2019 keine Einwegflaschen mehr verkaufen und stattdessen kostenloses Trinkwasser anbieten.