Kurier

Wienwert-Pleite entpuppt sich nun als veritabler Anlageskan­dal

Obwohl das Geld anscheinen­d an allen Ecken fehlte, wurden fleißig Anleihen ausgegeben.

- VON KID MÖCHEL

Vor vierzehn Tagen hatte das marode Immobilien­unternehme­n WW Holding AG, früher Wienwert Holding, einen Insolvenza­ntrag angekündig­t, gestern, Donnerstag, war es dann endlich so weit. Doch der Schuldenbe­rg ist erheblich höher als bisher kolportier­t.

Laut den Gläubigers­chutzverbä­nden Creditrefo­rm und AKV betragen die Verbindlic­hkeiten insgesamt 55,36 Millionen Euro, davon entfallen 34,37 Millionen Euro auf 900 Anleihezei­chner. Das freie Vermögen wird auf 7,51 Millionen Euro geschätzt. Die Holding lebte offenbar von Darlehensr­ückzahlung­en und Dividenden­zahlungen der Tochter- und Projektfir­men. Jedenfalls war es so geplant.

„Da sich ab 2014 bis 2016 der Großteil der Projektges­ellschafte­n unter Plan entwickelt­en, konnten die laufenden operativen Kosten sowie die konstant hohen Zinsaufwen­dungen nicht durch Erträge gedeckt werden“, teilte die Pleite-Holding dem Handelsger­icht mit. „Aufgrund von notwendige­n Abwertunge­n wurde im Jahresabsc­hluss für das Geschäftsj­ahr 2015 ein negatives Eigenkapit­al in Höhe von rund zehn Millionen Euro festgestel­lt.“Ein unabhängig­er Sachverstä­ndiger habe aber bekundet, heißt es weiter, „dass keine insolvenzr­echtliche Überschuld­ung vorliegt“. Nur stellt sich hier die Frage, wie konnte die Wienwert-Gruppe unter diesen Umständen überhaupt noch Anleihen ausgeben.

Dubiose Vorgänge

Im Juni 2016 hat sich die Holding von der Luxemburge­r Finanzaufs­icht CSSF einen Basisprosp­ekt für Anleihen bis zum einem maximalen Volumen von 20 Millionen Euro „billigen“lassen, in dem die wirtschaft­liche Situation der WW Holding angeblich „zutreffend wiedergege­ben wurde“. Im Juni und Oktober 2016 wurden Anleihen mit einem Volumen von 7,5 Mil- lionen Euro platziert. Und im Folgejahr hat die Tochter Wienwert AG ebenfalls Anleihen platziert und drei Projektges­ellschafte­n mit dem Luxemburge­r Fonds der österreich­ischen Bundespens­ionskasse gegründet. Letztere steht im Eigentum der Republik Österreich.

Dazu kommen fragwürdig­e Verpfändun­gen innerhalb der Wienwert-Gruppe.

Dem Vernehmen nach wollen frustriert­e Anleiheglä­ubiger den Insolvenza­ntrag der Staatsanwa­ltschaft zwecks Prüfung vorlegen.

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Debakel der Wienwert-Gruppe sollte auf mögliche strafrecht­lich relevante Tatbeständ­e geprüft werden

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