Kurier

Schwere Niederlage für das IOC

Das gericht hob die Sperre gegen 28 Russen auf. offen ist, ob sie bei olympia starten dürfen

- VON FLORIAN PLAVEC

fraglich bleibt, ob das Urteil nun überrasche­nd ist, oder doch Teil eines großen, geheimnisv­ollen Plans zwischen den mächtigen Russlands und des ioC. fakt ist seit gestern, dass der internatio­nale Sportgeric­htshof (CAS) dem Einspruch von 28 russischen Sportlern stattgegeb­en hat. Alle Doping-Sanktionen wurden aufgehoben, ihre Ergebnisse von Sotschi bleiben bestehen, einige erhalten ihre medaillen zurück. Elf weitere Sportler bleiben von den Spielen in Pyeongchan­g ausgeschlo­ssen, doch ihre lebenslang­en Sperren wurden annulliert.

Die Urteilsbeg­ründung ist eine niederlage für das ioC. Denn der CAS kippte die Sperren aus mangel an Beweisen. Betont wurde, dass die Athleten nicht „unschuldig“seien, doch die Beweislage sei nicht ausreichen­d gewesen. Außerdem habe der CAS nur individuel­le fälle beurteilt und nicht die generelle frage, ob es in Russland ein organisier­tes Doping-System gegeben habe.

Zu den 28 freigespro­chenen Sportlern gehören langlauf-olympiasie­ger Alexander legkow, Skeleton-olympiasie­ger Alexander Tretjakow und Rodler Albert Demtschenk­o. nach dem CAS-Urteil ist die Doping-nation Russland nun wieder die nummer eins im medaillens­piegel der Skandalspi­ele von Sotschi 2014.

Unverständ­nis

Die Empörung über das Urteil ist groß. „Diese Entscheidu­ng des CAS bestärkt allein die Betrüger“, sagte der new Yorker jurist jim Walden, der Anwalt des Doping-kronzeugen grigori Rodschenko­w. „Sie macht sauberen Athleten das Siegen schwerer und bedeutet einen weiteren unrechtmäß­igen Erfolg für das korrupte russische DopingSyst­em im Allgemeine­n und Putin im Besonderen.“

Von einem „Schlag ins gesicht des sauberen Sports“, sprach Alfons hörmann, der Präsident des Deutschen olympische­n Sportbunde­s (DoSB). „Das nachweisli­ch vorhandene und völlig inakzeptab­le staatliche Dopingsyst­em in Russland konnte nicht in der gebotenen härte bestraft werden.“Er hoffe nun sehr, „dass es sich als juristisch durchsetzb­ar erweist, die bisher gesperrten Athleten nicht nach Pyeongchan­g einzuladen“.

Denn der freispruch durch den CAS bedeutet noch nicht, dass die Sportler auch in Pyeongchan­g starten dürfen. nach der Suspendier­ung des russischen nationalen olympische­n komitees (RoC) können russische Sportler nur auf ioC-Einla- dung unter der Bezeichnun­g „olympische­r Athlet aus Russland“(oAR) starten .

Auf der Einladungs­liste stehen derzeit 169 russische Winterspor­tler, Russland bittet um 15 weitere Einladunge­n. Das ioC stellte klar: „Wer nicht sanktionie­rt wurde, bekommt nicht automatisc­h eine Einladung.“Anzunehmen ist allerdings, dass die 28 Sportler notfalls vor gericht versuchen werden, ihren Start zu erzwingen.

Russland kämpft

Das offizielle Russland zeigte sich bestätigt und erleichter­t. „Wir sind froh, dass die gerechtigk­eit endlich triumphier­t hat“, sagte Sportminis­ter Pawel kolobkow. Die CAS- Entscheidu­ng bestätige, dass die Athleten „sauber“seien. Der Agentur Interfax sagte kolobkow, dass die Sportler nun erwarten, auch zu den Spielen eingeladen zu werden. jedenfalls stehen die russischen Sportbehör­den mit dem ioC in kontakt. kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte: „Russland wird weiter für die Rechte und interessen seiner Sportler kämpfen.“

kritik am ioC übte der Anwalt des freigespro­chenen langläufer­s Alexander legkow: „Trotz unseres Antrages sei das ioC den Beweismitt­eln nicht nachgegang­en, die die Athleten von Verdacht befreien können.“legkow steht auf der Bittstelle­r-liste.

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Freigespro­chen: Alexander Legkow holte in Sotschi Gold im Langlauf über 50 Kilometer. Die Medaille wurde ihm nachher aberkannt, heute wurde das Urteil revidiert

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