Liederbuch-Affäre: SPÖ im schiefen Licht
Foto mit Nationalrat Wittmann
Keine gute Figur macht derzeit die SPÖ in der Affäre um das Nazi-Liederbuch der Burschenschaft Germania. Die Volkspartei will SPÖ-Nationalrat Peter Wittmann in der Causa der Lüge überführt haben. Wie ein Foto beweist, hat der frühere Bürgermeister (1993 bis 1997) der Statutarstadt Wiener Neustadt tatsächlich Erinnerungslücken.
Wie vom KURIER berichtet, war der Illustrator des Liederbuches Jahrzehnte langes SPÖ-Mitglied und hochrangiger Magistratsbeamter der Stadt, auch unter Bürgermeister Peter Wittmann. Als die Vorwürfe am Dienstag gegen den 70-Jährigen Träger des Ehrenzeichens der Stadt bekannt wurden, zog die Partei die Reißleine und schloss ihn sofort aus der Partei aus. Dazu in der ZIB 2 befragt, sagte Wittmann überraschend aus, dass er zwar wusste, dass der Beamte Mitglied in einer Burschenschaft ist, aber nicht in welcher. Hätte man schon 1995 die Umstände gekannt, hätte man den hohen Beamten schon damals und nicht erst jetzt aus der Partei ausgeschlossen, so Wittmann.
Aus dem Archiv
Ein Foto aus dem Wiener Neustädter Stadtarchiv lässt die Aussagen des Nationalrates und Anwalts in einem schiefen Licht erscheinen. Die Aufnahme zeigt Peter Wittmann im Jahr 1994 mit fünf Germania-Burschenschaftern samt ihrer Verbindungs-Scherpen und Mützen. Einer der fünf ist der Illustrator des Liederbuches, von dem Wittmann nicht gewusst haben will, dass er bei der Germania ist. Dabei überreichen die Akteure dem damaligen Bürgermeister einen Gedenkstein mit einer Inschrift der Burschenschaft.
Feierlichkeiten
Mehr noch: Als im Mai 1994 die Statutarstadt ihre 800Jahr-Feierlichkeiten beging, wurden die Burschen der Germania zu einem Auftritt bei einem Liederabend der Stadt geladen. „Es steht außer Zweifel, dass Peter Wittmann die Öffentlichkeit angelogen hat. Es stellen sich daher einige Fragen: Was wusste er von den Vorgängen bei der Germania? Und vor allem, hätte es den Parteiausschluss seines ehemaligen Mitarbeiters schon viel früher geben müssen?“, sagt ÖVP-Nationalrat Hans Rädler, der nun sogar Wittmanns Rücktritt fordert. „Ich kann es mir nämlich nicht vorstellen, dass einer, der lügt, als Verfassungssprecher im Parlament noch länger tragbar ist“, sagt Rädler.
Wittmanns einziger Kommentar: „Ich weiß schon, dass die ÖVP einiges konstruieren will, aber in dieser Angelegenheit ist alles gesagt.“