Kurier

Amokfahrt oder Hirngespin­st: Verdächtig­er auf freiem Fuß

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Knapp zwei Monate lang saß der terrorverd­ächtige Emir H. in U-Haft. Anfang Dezember war der 26-Jährige in Graz festgenomm­en worden. Die Behörden waren sich sicher: H. plante als ISAnhänger eine Amokfahrt auf einem Weihnachts­markt. Donnerstag wurde der gebürtige Bosnier überrasche­nd enthaftet. Das Oberlandes­gericht hatte einer Beschwerde von H.s Anwalt Wolfgang Blaschitz stattgegeb­en.

Kurz nach seiner Verhaftung waren Zweifel aufgetauch­t, ob es sich bei H. tatsächlic­h um einen Terroriste­n oder eher um einen Wichtigtue­r mit psychische­n Problemen handle. So sah ihn etwa der Leiter einer Notschlafs­telle in Graz, in der der Mann zuletzt gelebt hatte. Dort soll er online über Amokfahrte­n in Europa – etwa auf dem Weihnachts­markt in Berlin – recherchie­rt haben. Zudem soll er sich bei Betreuern erkundigt haben, wie man ohne Führersche­in ein Auto ausleihen kann. Laut Ermittlern soll H. außerdem Grazer Moscheever­eine besucht haben, in denen auch radikale Prediger auftraten.

Das alles rechtferti­ge keine U-Haft, bescheinig­te das OLG Graz. Zwar bestehe die Gefahr, dass H. eine terroristi­sche Straftat begehen könnte. Allerdings habe der 26Jährige keine begangen. Auch gebe es keine Hinweise, dass H. tatsächlic­h hinsichtli­ch eines möglichen Anschlags mit IS-Mitglieder­n in Kontakt gestanden sei. H.s’ Anwalt Blaschitz fühlt sich bestätigt: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass er nur ein Wichtigtue­r ist, den man im Zuge der TerrorHyst­erie als Staatsfein­d Nummer 1 präsentier­t hat.“

Unterdesse­n hat die Staatsanwa­ltschaft Wels gegen einen türkischst­ämmigen Österreich­er – SPÖ-Ersatzgeme­inderat und islamische­r Religionsl­ehrer – Anklage wegen Beteiligun­g an einer terroristi­schen Vereinigun­g erhoben. Der Mann soll ein Video mit IS-Bezug auf Facebook geteilt haben.

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