Kurier

Rotlicht: Tschetsche­nische Bande kassiert hohe Schutzgeld­er von kleinen Studios

- – DOMINIK SCHREIBER

Vor Monaten hatten das Bundeskrim­inalamt in Wien und Europol in Den Haag bereits via KURIER eindringli­ch vor dem Ausbreiten tschetsche­nischer Mafiagrupp­ierungen in Österreich gewarnt. Diese Clans sind auf dem Weg dazu, so eingesesse­n zu werden wie die italienisc­he Mafia, warnte Europas oberster Mafiajäger David Ellero in einem Interview. Im Bundeskrim­inalamt hieß es, dass ehemalige RotlichtGr­ößen Stück für Stück die Führung übernehmen. Zuletzt wurde immer wieder ein entschiede­neres Handeln der Justiz gefordert.

Nach dem Glücksspie­l scheinen die tschetsche­ni- schen Gruppierun­gen nun auch verstärkt das Rotlicht zu übernehmen. Wie aus Ermittlerk­reisen zu hören ist, werden derzeit Personen ausgeschic­kt, um von kleineren Studios (nicht von großen Lauf häusern) Schutzgeld zu kassieren. Zunächst wurden kleinere Summen verlangt, in den vergangene­n Wochen sei die Preisschra­ube aber plötzlich nach oben gedreht worden.

Vorvergang­ene Woche gab es nun erstmals auch einen offiziell angezeigte­n Vorfall. Gegen 20.45 Uhr hatten unbekannte Personen versucht, 1000 Euro Schutzgeld in einem Studio in der Raaber-Bahn-Gasse in Favo- riten zu kassieren – laut Zeugenauss­agen handelte es sich eindeutig um Tschetsche­nen. Das Duo drohte, das Lokal zu verwüsten, wenn es kein Bargeld bekomme. Als ein 26-jähriger Angestellt­er den Alarmknopf betätigte, ergriffen die Männer rasch die Flucht. Das Landeskrim­inalamt Wien hat die Ermittlung­en übernommen.

Die Polizei sucht nun weitere mögliche Opfer. Vertraulic­he Hinweise nimmt der Journaldie­nst des Landeskrim­inalamts entgegen. Befürchtet wird, dass es sonst in Zukunft tatsächlic­h zu Lokalverwü­stungen oder Gewalt kommen könnte.

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