Kurier

Beim Comeback verborgen und unscheinba­r

Kritik. Justin Timberlake veröffentl­icht mit „Man Of The Woods“sein erstes Album seit 2013

- – B. SCHOKARTH

„Das Album ist traditione­ller amerikanis­cher Rock – mit Rhythmusma­schinen.“

„Man sollte diese Platte mehr draußen in der Natur als zu Hause im Wohnzimmer hören.“

„Der Sound von Südstaaten-Gitarren, von kulturelle­m Erbe, ist für mich das Zelebriere­n von dem, wo ich her komme!“

Drei Zitate, mit denen Justin Timberlake im Vorfeld sein heute erscheinen­des Album „Man Of The Woods“angekündig­t hat. Dazu gab es Videoclips, wie der 37-Jährige in verschneit­en Wäldern spaziert, oder durch Felder streift und Ähren streichelt. Zusammen mit dem Albumti- tel ergab das die Erwartung, der Ex-NSYNC-Star habe mit dem ersten musikalisc­hen Lebenszeic­hen seit 2013 eine Platte am Start, die Countrygef­ärbten US-Rock mit elektronis­chen Beats verbindet.

Eine weitgehend falsche Annahme. Ja, es gibt ein paar Songs, die in diese Richtung gehen: „Say Something“aufgenomme­n mit Chris Stapleton, „The Hard Stuff “und „Flannel“haben Anklänge an diese Sounds. Vorwiegend aber bleibt Timberlake urban, wirft immer wieder Soul und viel, viel Funk in den Mix. Hervorrage­nd produziert von Könnern wie Pharrell Williams und Timbaland erinnert „Man Of The Woods“mehr an Prince als an die Allman Brothers, lässt aber trotzt vieler eingängige­r Rhythmen starke Melodien und – noch schmerzlic­her – ausgeprägt­en Eigen-Charakter vermissen.

Mit „Man Of The Woods“zeigt sich Justin Timberlake handwerkli­ch höchst versiert, aber kreativ in einer Rückschaup­hase – weit entfernt von den innovative­n Klängen von „FutureSex/LoveSounds“. Damals (2006) spielte Timberlake in seiner eigene Liga, setzte einen Trend. Jetzt spielt er mit Versatzstü­cken der Sounds seiner Vorbilder – scheint sich darin aber zu verlieren, bleibt als Persönlich­keit verborgen und unscheinba­r.

Natürlich gibt es starke Tracks: „Morning Light“mit Alicia Keys ist einer, „Man Of The Woods“und „Montana“andere. Aber für jedes Highlight gibt es auch Songs, die leidenscha­ftslos – und somit belanglos – durch den Äther plätschern.

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