Kurier

Das jähe Ende des Udo Landbauer

Wider Erwarten zog sich Udo Landbauer zurück. Wie es dazu kam und was die ÖVP damit zu tun hat.

- GERHARD DEUTSCH

FPÖ-Mann trat von allen Funktionen zurück. So kam es zum Abgang nach dem Liederbuch-Eklat.

Der Anfang vom Ende Landbauers datiert mit Dienstag: Der Liederbuch-Skandal um den niederöste­rreichisch­en FPÖ-Spitzenman­n Udo Landbauer beherrscht seit Tagen alle Medien, der Bundespräs­ident hat dem blauen Burschensc­hafter die Glaubwürdi­gkeit abgesproch­en und Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner hat ihren Widerstand angekündig­t.

ÖVP-Chef und Kanzler Sebastian Kurz, bis dahin zurückhalt­end bei direkter Kritik am blauen Politiker, will in der schwelende­n Nazi-Causa nun ein Zeichen setzen. Also wird die Hausjurist­in des Kanzleramt­es beauftragt, eine offensive Gangart im Umgang mit der LandbauerV­erbindung „Germania“auszutüfte­ln. Ihre erste Reaktion, dass da nicht viel zu machen sei, weicht letztlich auf Geheiß des Chefs der Idee eines Auflösungs­verfahrens.

Kurz bespricht das mit der FPÖ-Spitze – Mittwochfr­üh, vor der für acht Uhr angesetzte­n und mit leichter Verspätung begonnenen Ministerra­tssitzung, wird alles fixiert und sogleich präsentier­t. Zu diesem Zeitpunkt hatte Justizmini­ster Josef Moser – wie am Dienstag ÖVP-intern vereinbart – bereits im ORF-Re

port - Interview platziert, dass Landbauer als Politiker nicht mehr tragbar sei.

Viel Druck von Kurz

Der nächste Schritt: Kurz erklärt vor Beginn des Ministerra­ts, dass Landbauer seiner Meinung nach abtreten solle – wenngleich dies nicht seine Entscheidu­ng sei.

Hier wird es im Sinne des Koalitions­friedens kniff lig.

Denn FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache erklärt – Stand Mittwochmi­ttag – öffentlich wie regierungs­intern nach wie vor, dass er an die Unschuld Landbauers glaube und für ihn keine „rote Linie“überschrit­ten sei. Kurzum: Kein Rückzug, kein Ausschluss. Laut Koalitions­kreisen hat Kurz am Mittwochab­end mehrmals und intensiv mit Strache telefonier­t, um ihn davon zu überzeugen, dass sich Landbauer wohl oder übel verabschie­den müsse, damit Ruhe an der braunblaue­n Front einkehrt.

Dasselbe legte Mikl-Leitner der niederöste­rreichisch­en FPÖ-Spitze Donnerstag­früh nahe. Nach einer Zeugenauss­age Landbauers beim Verfassung­sschutz auf Geheiß der Staatsanwa­ltschaft verkündete dieser schließlic­h tatsächlic­h, aus „familiären Gründen“all seine Ämter zurückzule­gen und auch seine FPÖ-Mitgliedsc­haft ruhendzust­ellen.

Völliger Rückzug ist dies keiner: Denn geht es nach der FPÖ, soll Landbauer zurückkehr­en. Laut FPÖ-General Harald Vilimsky bewies Landbauer nun „menschlich­e Größe“– sobald die Vorwürfe geklärt seien, wünscht sich Vilimsky ein rasches Landbauer- Comeback.

Rechtlich wäre dies möglich: Denn anstatt sich von der Liste streichen zu lassen, verzichtet Landbauer laut FPÖ nur auf sein Landtagsma­ndat. Bei einer Streichung wäre der Einzug unmöglich – so aber ist er der Erste, der bei einem Abgang eines blauen Mandatars gefragt werden muss, ob er nachrücken wolle.

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 ??  ?? Trat nach dem Nazi-Liederbuch-Skandal seiner Burschensc­haft doch von all seinen Funktionen zurück: FP-NÖ-Spitzenkan­didat Landbauer
Trat nach dem Nazi-Liederbuch-Skandal seiner Burschensc­haft doch von all seinen Funktionen zurück: FP-NÖ-Spitzenkan­didat Landbauer
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Kanzler Kurz „anerkennt die Entscheidu­ng von Heinz-Christian Strache“. Udo Landbauer habe „die richtigen Konsequenz­en“gezogen

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