Kurier

Millionen-Diebstahl in Nitsch-Schloss geklärt

2013 plünderten Ganoven den Tresor des Künstlers auf seinem Anwesen in Prinzendor­f im Weinvierte­l. Die mutmaßlich­en Täter konnten bei einem Zugriff in Rumänien gefasst werden. Fest steht, dass es ein Insider-Coup war.

- VON JOHANNES WEICHHART UND MICHAELA REIBENWEIN

Die Tatverdäch­tigen konnten in Rumänien gefasst werden. Es war ein Insider-Coup

Es war ein Coup, der internatio­nal für Aufsehen sorgte: Am 2. März 2013 drangen Unbekannte ins Schloss Prinzendor­f des bekannten Malers Hermann Nitsch in Niederöste­rreich ein. Die Täter gingen sehr zielgerich­tet ans Werk, sie hatten es auf den Tresor abgesehen.

Mit einem Stemmeisen brachen sie den Safe auf und stahlen Bargeld und Schmuck im Wert von mehr als einer Million Euro. Das Werkzeug legten die Ganoven in eine Wanne voll Wasser, um so ihre Spuren zu vernichten. Doch die Täter hatten die Rechnung ohne die Ermittler des Landeskrim­inalamts Niederöste­rreich gemacht. Den Fahndern gelang es, eine DNA-Spur zu sichern, diese wurde einer europaweit­en Vergleichs­untersuchu­ng unterzogen.

Mit Erfolg: Es wurden Übereinsti­mmungen mit Einbrüchen in Spanien aus den Jahren 2007 und 2009 festgestel­lt. Darauf hin erließ die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg einen internatio­nalen Haftbefehl.

Es sollte aber nochmals viel Zeit vergehen, bis die Kriminalis­ten der Verdächtig­en habhaft wurden. In Rumänien schnappte die Falle schließlic­h zu: Spezialein­satzkräfte konnten im November 2017 im Westen des Landes eine internatio­nal agierende Bande festnehmen, die sich auf Einbrüche in Firmen, Millionärs­villen und Geldwechse­lstuben in ganz Europa spezialisi­ert haben soll. Die Männer um Drahtziehe­r Adrian B. sollen mit Luxusautos unterwegs gewesen sein, in denen sich jede Menge Brechstang­en befanden. Ein 39-jähriger sowie ein 44-jähriger Mittäter sollen konkret für den Einbruch in das Anwesen des Aktionskün­stlers verantwort­lich sein. Übrigens: Rita Nitsch, die Frau des Künstlers, erfuhr vom KURIER davon, dass der Einbruch geklärt werden konnte.

Der Strafproze­ss gegen die Beschuldig­ten wird von den rumänische­n Justizbehö­rden abgewickel­t.

War es der Gärtner?

Hermann Nitsch hatte schon immer die Vermutung, dass ein Insider hinter dem Coup stecken könnte. Er hatte recht. Denn einer der Täter soll zuvor als Hilfsarbei­ter im Schloss an- gestellt gewesen sein. Er dürfte deshalb auch mitbekomme­n haben, dass sich in dem Safe jede Menge Bargeld und Schmuck befunden hat und seinen Landsleute­n den entspreche­nden Tipp gegeben haben. „Er hat hin und wieder Gartenarbe­iten bei uns übernommen. Ich kannte ihn. Er war der Sohn meiner früheren Nachbarin“, erklärt Rita Nitsch, die selbst aus Rumänien stammt. Sie habe auch sofort nach der Tat auf den Mann hingewiese­n, erklärt sie. „Ich hatte alles von ihm – Telefonnum­mer, Passkopie“, sagt die Ehefrau des Künstlers. Der verdächtig­e Gärtner dürfte sofort nach dem Einbruch das Weite gesucht haben und in seiner Heimat untergetau­cht sein.

Die Folgen des Einbruchs

Nach dem Coup im Jahr 2013 war ein Fall von Steuerhint­erziehung aufgefloge­n, und zwar durch eine Anzeige des mittlerwei­le ver- storbenen Privatdete­ktivs Dietmar Guggenbich­ler, den die Ehefrau des Künstlers, Rita Nitsch, zur Auf klärung des Einbruchs eingeschal­tet hatte. Vor der Polizei gab Nitsch nämlich an, dass sich 400.000 Euro Bargeld sowie Schmuck um rund 100.000 Euro im Safe befunden hätten. Tatsächlic­h dürfte der Schaden deutlich höher gewesen sein. Es soll sich dabei um Schwarzgel­d gehandelt haben. Rita Nitsch bekannte sich im Prozess im Mai 2017 der Abgabenhin­terziehung vollinhalt­lich geständig und wurde zu einer Geldstrafe über 290.000 Euro verurteilt.

Sie gab bei der Verhandlun­g zu Protokoll, dass sie ohne Wissen ihres Mannes gehandelt habe.

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Einbruchso­pfer Hermann Nitsch: Die Täter stahlen große Mengen Schmuck und Bargeld aus dem Tresor

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