Kurier

Dirty-Campaignin­g-Affäre (fast) beendet

- – RAFFAELA LINDORFER

Klagsflut im Wahlkampf blieb ohne Ergebnis, SPÖ überlegt aber noch weitere Schritte

Wahlkampf-Überreste. An seinem letzten Arbeitstag als SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r erklärt Christoph Matznetter in seinem leergeräum­ten Büro die „Silberstei­n-Affäre“für beendet. Im Wahlkampf hatten SPÖ und ÖVP einander ja mit Klagen bombardier­t – unter dem Stichwort „Dirty Campaignin­g“ging es da um Sudelseite­n auf Facebook, geleakte eMails und angebliche Bestechung. Herausgeko­mmen ist nichts.

Im Mittelpunk­t standen der israelisch­e PR-Berater Tal Silberstei­n und seine Mitarbeite­r in Österreich. Die ÖVP verdächtig­te die SPÖ, Silberstei­n dafür bezahlt zu haben, zwei Facebook-Seiten gegen Sebastian Kurz betrieben zu haben – was die SPÖ stets zurückwies. Nach interner Prüfung erklärte Matznetter, dass auch kein Parteigeld für die Seiten geflossen sei. Welches Animo hatte Silberstei­n dann, solche Seiten zu betreiben? „Vielleicht, weil er Erfolg haben wollte“, mutmaßt Matznetter.

Die ÖVP zog ihre Klagen zurück und will als nunmehrige Kanzlerpar­tei einen Schlussstr­ich unter den Schmutzküb­el-Wahlkampf ziehen. Die SPÖ ist dadurch offiziell reingewasc­hen, hält sich aber noch ein Türchen für einen Gegenschla­g offen: Matznetter kritisiert, dass die Staatsanwa­ltschaft nicht gegen den Vertrauten von ÖVP-Chef Kurz, Gerald Fleischman­n, ermittelt hat. Silberstei­n-Mitarbeite­r Peter Puller hatte ja öffentlich behauptet, von ihm 100.000 Euro für Infos aus dem SPÖWahlkam­pf angeboten bekommen zu haben.

Die Justiz sah keinen Anfangsver­dacht für die angebliche Betriebssp­ionage, die SPÖ überlegt nun selbst rechtliche Schritte; ebenso im Fall der internen eMails zwischen SPÖ-Büro und Silberstei­n, die Medien zugespielt wurden. Die Roten haben zwei Personen im Visier, die an dieser Schnittste­lle gearbeitet haben.

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