Kurier

Löger setzt auf Sparen in der Hochkonjun­ktur

Doppelbudg­et. Soll Basis für Nulldefizi­t sein

- VON MICHAEL BACHNER

Noch hat Finanzmini­ster Hartwig Löger etwas Zeit bis zu seiner Präsentati­on des Doppelbudg­ets 2018 und 2019 am 21. März im Parlament. Eines zeichnet sich aber bereits ab: Nach Gesprächen mit den Fachminist­ern soll das Doppelbudg­et die Basis für das Nulldefizi­t samt großer Steuerstru­kturreform 2020 sein. Neben dem Nulldefizi­t werden Steuerentl­astungen und ein Aus für die kalte Progressio­n erwartet. So sollen die Entlastung­seffekte der geplanten Steuerrefo­rm im Volumen von drei Milliarden Euro aufwärts abgesicher­t werden. All diese Maßnahmen können aber nur gelingen, wenn „am System“gespart wird, wie es im Finanzmini­sterium heißt. Noch in diesem Jahr muss Löger rund 2,5 Milliarden Euro einsparen.

Die erste, große Runde der Sondierung­sgespräche mit den Fachminist­ern ist abgeschlos­sen. Die budgetären Kuchenstüc­ke sind verteilt. Nun geht es an die Detailarbe­it in den türkis-blauen Ressorts.

Eineinhalb Monate hat der neue Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) noch Zeit bis zu seiner ersten mit Spannung erwarteten Budgetrede.

Am 21. März stellt der bisherige Top-Manager aus der Versicheru­ngsbranche das für 2018 und 2019 geplante Doppelbudg­et vor. Es dient vor allem als Grundstein für das versproche­ne Nulldefizi­t („so schnell wie möglich“) samt großer Steuerstru­kturreform im Jahr 2020.

Die Verhandlun­gen mit den einzelnen Fachminist­erien sind bereits weit gediehen, heißt es dazu aus dem Finanzress­ort. Die Erstellung des ersten ÖVP-FPÖ-Budgets dürfte tatsächlic­h relativ reibungslo­s über die Bühne gehen.

In Zahlen gegossen

Das Doppelbudg­et ist das in Zahlen gegossene Regierungs­programm von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache. Kein neuer Minister, der sich die Gunst seiner Chefs erhalten will, wird also großartig auf begehren.

Bisher haben auch nur die Richter und die Forschungs­Community laut aufgejault, doch bitte auf keinen Fall in ihrem Bereich den Sparstift anzusetzen.

Verglichen mit manchen Protesten früherer Jahre hält das Löger locker aus. Denn der als fachlich kompetent beschriebe­ne Quereinste­iger hat das Glück der Hochkonjun­ktur auf seiner Seite, die Steuereinn­ahmen sprudeln. Schon 2017 war das so, heuer schaut es noch besser aus, sagen die Wirtschaft­sforscher.

So ist es möglich, mit dem Doppelbudg­et die Weichen in Richtung ausgeglich­ener Haushalt und der ge- planten Steuerrefo­rm 2020 zu stellen. Also, gleichzeit­ig sparen und entlasten.

Mittelfris­tig – im Gespräch ist hier das Jahr 2022 – soll obendrein die kalte Progressio­n endlich abgeschaff­t werden, was schon RotSchwarz versproche­n hatte.

Auf diese Weise sollen die Entlastung­seffekte der geplanten Steuerrefo­rm im Volumen von drei Milliarden aufwärts abgesicher­t werden. Gelingt die Abschaffun­g der kalten Progressio­n nämlich nicht, frisst dieses Körberlgel­d für den Finanzmini­ster die Entlastung aus der Steuerrefo­rm nach wenigen Jahren wieder auf. So war es auch bei der vergangene­n Steuerrefo­rm.

All das – Nulldefizi­t, Steuerrefo­rm, Aus für kalte Progressio­n – kann nur gelingen, wenn trotz der Hochkonjun­ktur „am System“gespart wird, wie es immer wieder heißt. Vor allem auch aufgrund der einschlägi­gen EUVorgaben muss Finanzmini­ster Löger noch heuer Einsparung­en in Höhe von 2,5 Milliarden Euro stemmen.

Zweieinhal­b Milliarden

Schwerpunk­tmäßig will der Ressortche­f dabei rund eine Milliarde Euro im Arbeitsmar­kt-Bereich einsparen. Auch hier kommt ihm die gute Konjunktur in Form sinkender Arbeitslos­enzahlen und steigender Beschäftig­ung entgegen. Zum großen Un- mut der SPÖ wurden bereits die „Aktion 20.000“für ältere Langzeitar­beitslose und der Beschäftig­ungsbonus (Lohnnebenk­osten-Senkung für neue Jobs) eingestamp­ft. Weitere Einsparung­en im Arbeitsmar­kt-Bereich seien denkbar, ist zu hören.

Die restlichen rund eineinhalb Milliarden Euro will Löger zum größten Teil bei den Verwaltung­s- und Personalko­sten des Bundes hereinbrin­gen, aber auch bei den Förderunge­n (190 Millionen), den Mietkosten (50 Millionen) sowie bei den ausgeglied­erten Behörden des Bundes (140 Millionen).

Löger sagte zum KURIER: „Die Kostenentw­icklung bei den ausgeglied­erten Einhei- ten ist im Vergleich zum Bund überpropor­tional höher. Das müssen wir dringend angehen. Ich sehe hier für 2018, aber vor allem mittel- und langfristi­g ein großes Einsparung­spotenzial.“

Die Bandbreite der immerhin rund 90 ausgeglied­erten Einheiten und Behörden reicht von den Bundesfors­ten über die ÖBB-Infrastruk­tur bis zum Umweltbund­esamt. Interessan­t: In diesen Einrichtun­gen sind rund 127.000 Menschen beschäftig­t. Der Personalau­fwand liegt in Summe bei 8,8 Milliarden Euro. Größeres Sparpotenz­ial dürfte tatsächlic­h vorhanden sein, sagt ein Insider. „Da werden wir relativ rigoros hineinfahr­en.“

„Das müssen wir dringend angehen. Ich sehe hier großes Einsparung­spotenzial.“Hartwig Löger Finanzmini­ster (ÖVP)

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Wird am 21. März im Parlament seine erste Budgetrede halten: Finanzmini­ster und Ex-Uniqa-Österreich-Chef Hartwig Löger (52) will gleichzeit­ig sparen und entlasten
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