Der Krimi des Oscar-Preisträgers, der den „Tatort“nicht mag

Premiere. Volker Schlöndorff legt mit „Der namenlose Tag“seinen ersten Fernseh-Krimi vor (ZDF, 20.15).

„Ich muss Ihnen eine traurige Mitteilung machen“, ist sein Standard-Satz. Jakob Franck (Thomas Thieme) ist ein sehr ungewöhnlicher Kommissar, ein sogenannter „Todesbote“. Noch ungewöhnlicher ist aber der Regisseur, der ihn in „Der namenlose Tag“(20.15, zum Leben erweckt: Volker Schlöndorff (78). Es ist das nämlich der erste PrimetimeKrimi des großen Literaturverfilmers („Die Blechtrommel“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“) – wenn es denn einer ist. „Ich weiß auch nicht so recht, ob das ein Krimi ist. Gerade weil die Geschichte so wenig Kriminalistisches enthält, war es reizvoll. Weil ich mich fragte: Mit wie wenig kann man auskommen und trotzdem Spannung erzeugen?“, sagte Schlöndorff der

Als Vorlage dient dem Oscar-Preisträger das gleichnamige Buch von Friedrich Anis, das 2016 mit dem Deut- schen Krimi-Preis ausgezeichnet wurde. Inszeniert ist „Der namenlose Tag“als Kammerspiel, das fast an einen Stummfilm erinnert.

Alter Fall als neuer Fall

Der pensionierte Polizist Franck wird darin von einem alten Fall eingeholt: Der Familienvater Ludwig Winther (Devid Striesow) glaubt nicht, dass seine Tochter Sui- zid begangen hat, worauf alles hindeutete. Franck hat damals die Nachricht vom Tod des Mädchens an Winthers Frau (Ursina Lardi) überbracht und sie dann stundenlang im Arm gehalten. Als er nun erfährt, dass auch sie sich selbst getötet haben soll, beginnt er zu recherchieren …

Das Buch habe ihn sofort angesprochen, sagt Schlöndorff. In nur drei Wochen schrieb er ein Drehbuch, vieles auch noch mit der Hand. Dabei ist er alles andere denn ein Fan des deutschen TV-Krimis. „Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen in Deutschland, der noch nie einen ,Tatort’ von Anfang bis Ende gesehen hat. Noch nie. Das ist kein Hochmut. Es spricht mich einfach nicht an. Mich interessiert nie, wer es gewesen ist.“Dass er noch einmal einen Ani-Roman verfilmt, schließt Schlöndorff aber nicht aus. Die Olympischen Winterspiele beginnen erst in wenigen Tagen, aber Skifahren ist auf ORF eins jetzt schon Quotensieger. Es ist geschafft: Jenny ist die neue Königin des Dschungels, und RTL darf sich wieder über ein reges Interesse freuen.