Kurier

Rohstoffma­ngel für den Antrieb von E-Autos

Batterien. Preise für Kobalt und Lithium gehen wegen starker Nachfrage und zu wenig Angebot steil nach oben

- VON UND

Das Angebot an Kobalt und Lithium ist knapp, die Preise der Rohstoffe ziehen an

Elektro- und Hybridfahr­zeuge werden bis 2030 den globalen Marktantei­l von Verbrennun­gsmotoren, der heute bei 96 Prozent liegt, auf etwa 50 Prozent zurückdrän­gen. Bis dahin werden 36 Prozent der Fahrzeuge weltweit über einen hybriden und 14 Prozent über einen rein elektrisch­en Antrieb verfügen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Boston Consulting Group (BCG).

Derzeit ist der Marktantei­l alternativ­er Antriebe mit rund fünf Prozent ziemlich überschaub­ar, reine E-Autos machen überhaupt nur ein Prozent aus. Bis 2025 wird der Verbrennun­gsmotor laut BCG-Experte Andreas Dinger der dominieren­de Antrieb bleiben. Dann aber erwartet er eine dramatisch­e Trendwende. „Stark sinkende Kosten für die Herstellun­g von Batterien, strengere Abgasvorsc­hriften und eine größere Kundennach­frage werden die Haupttreib­er für eine massiv zunehmende Elektromob­ilität sein.“

So haben sich die Batterieko­sten bereits deutlich reduziert. „Die neue Batteriete­chnologie (wie sie auch Tesla verwendet) setzt auf Rundzellen statt Flachzelle­n“, sagt Viktor Fischer, Geschäftsf­ührer von Smatrics, einem Anbieter von Ladestatio­nen. „Mit dieser Technologi­e, aber auch dem dahinterli­egenden Lademanage­ment wird erreicht, dass diese neuen Batterien sehr viel länger leben.“Eine E-Fahrzeugba­tterie könnte in zwei bis drei Autos zum Einsatz kommen und dann noch immer als Stromspeic­her daheim verwendet werden. Schon jetzt verliere ein Tesla durchschni­ttlich auf 200.000 km nur drei Prozent der Batteriele­istung.

Schattense­iten

Doch der Boom bei E-Autos hat seine Schattense­iten. Denn die Batterien benötigen spezielle Rohstoffe wie Kobalt, Lithium, Kupfer, Nickel und Grafit. Die steigende Nachfrage trifft auf nur eine Handvoll Anbieter (z. B. Glencore).

VW etwa wollte im Herbst einen Kobalt-Lieferante­n mit einem Fünfjahres­vertrag zu einem Fixpreis an sich binden. Doch es gab keinen Bieter. „Wir könnten heute schon mehr E-Autos verkaufen“, heißt es seitens VW in Hinblick auf Rohstoffen­gpässe. Auch BMW sucht langfristi­ge Lieferante­n. „2025 werden wir bis zu zehnmal so viele Rohstoffe für die Batterien benötigen wie jetzt“, sagt Einkaufsvo­rstand Markus Duesmann.

Im Jahr 2016 betrug die weltweite Förderung von Kobalt 123.000 Tonnen, doppelt so viel wie 2015. Mehr als die Hälfte davon stammt aus dem Abbau im politisch instabilen Kongo unter höchst fragwürdig­en Arbeitsbed­ingungen (Kinderarbe­it). Hinzu kommt, dass der Abbau mit hohem Aufwand verbunden ist. Weltweit werden 25 Millionen Tonnen Kobalt vermutet, noch mehr könnte unter dem Meeresbode­n liegen.

Die diversen Rohstoff-Minen, an denen sich zunehmend Autobauer direkt beteiligen wollen, werden zwar sukzessive ausgebaut, aber möglicherw­eise nicht rasch genug; das Freiburger ÖkoInstitu­t erwartet zum Beispiel eine Verdoppelu­ng des Bedarfs an Kobalt bis 2030 und warnt vor „zeitweisen Verknappun­gen“. Zugleich könnte aber die Weiterentw­icklung der Batterien dazu führen, dass zunehmend weniger Rohstoffe benötigt werden. Das würde die Preisentwi­cklung dämpfen. Fischer etwa geht davon aus, „dass wir bereits in wenigen Jahren Batterien sehen werden, die völlig ohne Lithium auskommen“.

Investiere­n

„Viel zu unsicher für Investoren“, sagt auch James Butterfill, Rohstoffex­perte und Investment­stratege von der Fondsgesel­lschaft ETF Securities über Geldanlage in Lithium. Der Rohstoff, der hauptsächl­ich in den Ländern Chile, Bolivien und Argentinie­n gefördert wird, hängt in der Batteriete­chnologie eng mit Kobalt zusammen. Und da könnten politische Krisen im Abbaugebie­t Kongo ebenso Preis und Nachfrage beeinfluss­en wie Innovation­en. Bolivien etwa will 800 Millionen Dollar in den Auf bau einer Lithium-Industrie investiere­n.

40 Prozent der LithiumNac­hfrage kommt aus China. Seit 2015 ist der Preis immerhin um 47 Prozent gestiegen. Und die Prognose für den weltweiten Bedarf zeigt steil nach oben. Selbst Skeptiker Butterfiel­d geht davon aus, dass 2025 doppelt so viel Lithium gebraucht wird wie heute. Eine Möglichkei­t ist die Investitio­n in den Solactive Global Lithium Index (etwa über einen Indexfonds oder ein Zertifikat). Er bildet die Wertentwic­klung der größten börsennoti­erten Unter- nehmen ab, deren Hauptgesch­äftstätigk­eit im Abbau von Lithium oder der Herstellun­g von Lithium-Batterien liegt.

Als viel sichereres Investment sieht Butterfiel­d hingegen Nickel und Kupfer. Bei diesen Metallen seien sowohl die Abbaugebie­te weltweit breiter gestreut als auch die industriel­len Anwendunge­n.

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