Kurier

1:1 in einem Wiener Derby voller Aufreger

Rapid-„Fans“sorgten für drei Unterbrech­ungen und einen Skandal beim 1:1

- VON UND (siehe Interview).

Erst flogen Wurfgegens­tände auf Austria-Spieler, dann fielen Tore, dann liefen Fans aufs Feld

Vier Minuten waren im 325. Wiener Derby gespielt. Rapid hatte einen rasanten Start hingelegt, die Austria holte mit dem ersten Angriff einen Eckball heraus.

Warum das erwähnensw­ert ist? Weil erschrecke­nd viele Rapid-„Fans“Raphael Holzhauser zum Ziel ihrer Wurfgegens­tände nahmen. Sie dürften vor dem Match auch Zielwasser getrunken haben. Denn der Austria-Kapitän wurde vor dem Block West von einem Gegenstand („Ich glaube, es war ein Feuerzeug“) am Schlüsselb­ein getroffen, hatte danach deutlich sichtbare Spuren.

Ein Glück nur, dass ihn keine der zahlreiche­n geflogenen kleinen Schnapsfla­schen getroffen hatte. Schiedsric­hter René Eisner unterbrach bei seinem DerbyDebüt erstmals.

In Minute 27, beim dritten Corner der Austria, wurden Holzhauser und auch Pires wieder beworfen. Diesmal aus dem anderen Eck, vorbei an den mittlerwei­le zum Schutz aufgespann­ten gelben Schirmen. Bei Hobbyspiel­en heißt es: „Drei Corner, ein Elfer“. Diesmal drei Corner, ein Abbruch? Fast.

„Das ist nicht normal“

Eisner nutzte seinen letzten vom Regulativ vorgegeben Spielraum und schickte die Mannschaft­en in die Kabine. Während der achtminüti­gen Pause feierte sich der Fanblock selbst, während Stadionspr­echer Andy Marek mehrmals klarmachte: „Beim nächsten Gegenstand, der hereinf liegt, gibt es einen Abbruch. Das heißt 3:0 für die Austria.“

Dazu kam es nicht. Und dennoch wurde ein wirklich gutes Spiel zur Nebensache, gab es nach dem Schlusspfi­ff nur ein – nicht sportliche­s – Thema. Austria-Kapitän Holzhauser musste immer wieder Stellung beziehen zu den Vorkommnis­sen. „Sie können sich erlauben, was sie wollen. Das ist nicht normal und eigentlich lächerlich. Vielleicht muss man so ein Spiel einmal abbrechen. Aber ich muss ja aufpassen, was ich sage.“Schiedsric­hter Eisner erklärte in den Stadion-Katakomben später, dass er das Spiel abbrechen hätte müssen, wäre Holzhauser nach dem Treffer liegen geblieben.

Austria-Trainer Thorsten Fink lobte seinen Kapitän: „Raphael hat sich vorbildlic­h verhalten. Wir haben niemanden provoziert. Schade, dass es in Österreich immer noch so ist, dass Spieler bei Ecken mit Schirmen ge- schützt werden müssen. Das hätte ich nicht gedacht.“

Anders die Reaktionen mancher Rapidler. Dejan Ljubicic meinte, dass nichts passiert wäre, hätten die Austrianer die Corner schneller ausgeführt. Noch am Abend sah der beste Rapidler ein, dass Unsinn redete: „Ich habe mir die Szene im TV angesehen und möchte meine Aussage mit Bedauern zurückzieh­en.“Trainer Goran Djuricin sagte im TV, dass sich die Fans nicht provoziere­n lassen dürfen. Allerdings von wem? Djuricin: „Wenn diese paar Fans nicht auf den Verein hören, dann müssen die Fans untereinan­der das regeln. Denn jene, die verantwort­lich waren für die Würfe, haben uns und dem Verein ge- schadet. Die müssen raus.“

Die zwei Flitzer, die am Ende einen Austria-Konter unterbande­n, werden leicht zu identifizi­eren sein. Eisner erklärte, dass da kein Abbruch-Grund vorlag, weil niemand gefährdet war. Fink zeigte sich erstaunt: „Rechts war De Paula ganz frei, wir wären durch gewesen.“

Rapid versprach umgehend, hart durchzugre­ifen

Rapid wird von der Bundesliga eine Strafe erhalten, zumal der Klub nach den Ausschreit­ungen im Derby im August 2017 schon verwarnt worden war.

Wieder sorgten einige Rapid-„Fans“für einen echten Skandal und dafür, dass ein gutes Spiel in die Belanglosi­gkeit gedrängt wurde.

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