Kurier

Neues Gütesiegel-Handbuch von Greenpeace löst Debatte aus

Transparen­z. EinDrittel­der26häufi­gstenLeben­smittel-Kennzeiche­nwirdnegat­ivbewertet– WWF, AMAundArbe­iterkammer­beruhigenK­onsumenten

- FERKELRAGG­AE/ – ANITA KATTINGER

Auf mehr als 100 Gütezeiche­n trifft der österreich­ische Konsument beim Einkaufen in einem heimischen Supermarkt. Die Umweltschu­tz- Organisati­on Greenpeace untersucht­e 26 Kennzeiche­n für Lebensmitt­el, die von den zehn größten Supermarkt­ketten verwendet werden.

Ergebnis: Ein Drittel sei nicht vertrauens­würdig oder kontraprod­uktiv für die Erreichung von Nachhaltig­keitsziele­n. Als „absolut nicht vertrauens­würdig“wurde beispielsw­eise das Meeresfisc­h-Siegel MSC eingestuft, da 90 Prozent der kommerziel­l genutzten Fischbestä­nde überfischt seien.

Mindeststa­ndards

Der WWF teilt diese Sicht allerdings nur bedingt: Der Pro-KopfFisch-Verbrauch sei durch Siegel wie MSC nicht gestiegen. Vielmehr gehe es um Mindeststa­ndards in der Fischerei. Heinz Schöffel, Lebensmitt­el-Experte der Arbeiterka­mmer, stimmt dem zu: „Aus unserer Sicht geht es um Transparen­z, Standards und Kontrolle: Führer sollen darstellen, was Siegel verspreche­n und ob eingehalte­n wird, was sie verspreche­n. Es sollte weniger darum gehen, alles aus der Sicht der Nachhaltig­keit zu bewerten.“

Für mehr Transparen­z schlägt der Experte ein Klassifizi­erungs-Schema nach Schulnoten von staatliche­r SeitefürLe­bensmittel-Verpackung­en vor. „So würde der Konsument die neutrale Informatio­n bekommen, dass das AMA-Gütesiegel für Herkunft und Qualität steht.“Greenpeace kritisiert das Siegel, weil in der österreich­ischen Schweineha­ltung Gentech-Futtermitt­elerlaubt sind. „Die Bewertung sollte dem Konsumente­n überlassen werden.“

Gentech-Futtermitt­el

AMA-Geschäftsf­ührer Michael Blass schließt sich den Argumenten des WWF an. Es gehe um eine gemeinsame Strategie mit den Bauern, Verbesseru­ngen in der Landund Viehwirtsc­haft zu erreichen. „Das Siegel schließt eine Weiterentw­icklung nicht aus – es war schon bishereinp­ermanenter­Prozess, der vom Konsumente­n nachgeprüf­t werden kann.“Dass das Siegel eines Tages auch für Gentechnik-freie Futtermitt­el steht, will Blass nicht ausschließ­en: „Der Konsument entscheide­t: Es geht nicht nur um Forderunge­n, sondern auch darum, dass er die Kosten übernimmt.“

Das schwierige Marktumfel­d sei lange bekannt: Supermärkt­e locken Konsumente­n mit Aktionspre­isen, die die Produktion­skosten der Schweinezü­chter keinesfall­s widerspieg­eln würden. „Der österreich­ischen Konsument ist diese Preisgesta­ltung seit Jahrzehnte­n gewohnt. Aber es wäre eine tolle Sache, wenn wir alle für Schweinefl­eisch tiefer in die Tasche greifen würden.“

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Das Handbuch von Greenpeace finden Sie kostenlos unter: www.greenpeace.org

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