Österreichs Mufti unter Radikalen-Verdacht
Der oberste Rechtsgelehrte der IGGÖ ist in Verein, der „strenge Scharia“befürwortet
Die Islamische Glaubensgemeinschaftin Österreich( IG G Ö) bemüht sich in den vergangenen Jahren vermehrt um Modernisierung – trotzdem machen sich noch immer Überbleibsel aus alter Zeit bemerkbar.
Mustafa Mullaoglu, der Muftid es IGGÖ, hat mits einer Kopf tuch empfehlung für muslimische Frauen „ab der Pubertät“schonvergangenes Jahr Aufsehen erregt und ist laut ihrer offiziellen Website Mitglied in der umstrittenen islamischen Gelehrten organisatio nEC FR( Europe an Council for Fatwa and Research). Die Fatwa ist eine muslimische Rechtsauskunft, die vom Mufti, der im Islam die Funktion eines Gutachters erfüllt, erteilt wird.
Der Vorsitzende dieses Vereins istYusufal-Q ar adawi und gilt als „globaler Mufti“. Er hat zweifelhafte Bekanntheit erlangt, weil er die Todesstrafe für Homosexuelle gefordert und den Holocaust als eine „gerechte Strafe Allahs für die Juden“bezeichnet hat.
Laut einer Untersuchung des deutschen Verfassungsschutzes im Jahr 2015 hält derECFR„un missverständlich an der strengen Auslegung der S ch ariafe st, wonach Abtrünnige vom muslimischenGlauben in einem islamischen Staat hingerichtet werden können“.
Die Organisation und ihr Vorsitzender sollen auch einige Schnittpunkte mit der Muslim bruderschaft aufweisen.
Und mittendrin einö st er reichis ch erMufti? Den Wiener Politik wissenschaftler Thomas Schmidinger „wundertdasnicht“: ErsiehtMullaoglu, der türkische Wurzeln hat und kein Deutsch spricht, als Vertreter des politischen Islams mit einer national-konservativenAusrichtung.
Beim IGGÖsc he intMullaoglus Mitgliedschaft inder Organisation kaum jemanden bekannt, sein Einfluss halte sich als Mufti in Grenzen, heißt es auf KURIER-Nachfrage. Das Amt sei„ ehrenamtlich“und eher„ repräsentativ “, sagt auch Zekirija Sejdini von der Fakultät für islamische Relig ions pädagogik an der Universität Innsbruck.
In den Moderni sie rungsbemühun gens ind die meisten Positionen der IGGÖ neu besetzt worden – Mullaoglu ist jedoch in seiner alten verblieben. Seine Funktionsperiode ist vorbei und dieses Jahr soll vom Schurarat, der für die internen Regeln der IGGÖzuständigist, einneuer Mufti gewählt weden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Mullaoglu erneut kandidiert. Laut Ümit Vural, Vorsitzender des Schurarats, ist Mullaoglu „weder antisemitsch noch extremistisch“.