Jäger für wolfsfreie Zonen
Jagd-Dachverband will, dass Staat für Schäden bezahlt.
Auch, wenn die Jägerschaft offiziell beteuert, keineswegs scharf auf die Wolfsjagd zu sein: Die Bestandsregelung der – europaweit streng geschützten – Raubtiere gehört zu den wichtigsten Forderung endes Dach verbands„ Jagd Österreich“. Die Plattform, bestehend aus allen neun Landes jägermeistern, hat erst vor wenigen Tagen einstimmige in Positionspapier zum Wolf beschlossen und drängt die Politik zum Handeln. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt “, betont Dachv er bands-Spre ch erFerd in andGor ton, geschäftsführender Landes jägermeister in Kärnten.
Dabei geht es um die Frage, ob, wo und in welchem Umfang Wölfe in einer landwirtschaftlich intensiv geprägten Kulturlandschaft unter Abschätzung der Folgen für Weidewirtschaft und Tourismus Platz haben. Derzeit leben geschätzt knapp 20 Wölfe in Österreich.
„Wolf-Freihaltezonen“
Als Vorbild dient das in einigenBundesländernbetriebene Rotwild-Bewirtschaftungsmodell, dasZonenvorsieht, indenensichHirsche aufhalten dürfen, und andere, in denen sie nicht geduldet werden. Die Antworten auf diese Fragen soll eine länder-über greifende wildökologische Raumplanunggeben. Diesoll „Wolf-Freihaltezonen“in ganz Österreich sowie die sofortige„ Entnahme“verhaltens auffälliger oder erkrankter Tiere ermöglichen. Für nötige Sonder genehmigungen soll sich die Bundesregierung beider EU einsetzen.
Die Jägerschaft betont in ihrem Positionspapier, dass Wölfe in allen neun Bundesländern ganzjährig geschont sind. Außerdem habe Österreich mit seinem EU-Beitritt die Fauna-Flora- H abi tat richtlinie( FF H) unterschrieben, die dem Wolf umfassenden Schutz mit absolutem Tötungsv erbot garantiert.
„Aus diesem Grund muss die öffentliche Hand sämtliche durch Wölfe verursachten Schäden samt Kosten für Prävention wie Herden schutzübernehmen “, lautete in weiterer Wunsch der Waidmänner.
Eigentlich gibt es zum Thema Groß raub tiere bereits einen Management-Plan, den die„ Länderüb ergreifende Koordinierungsstelle für Braun bär, Luchs und Wolf “( KOST) 2012 erstellt hat. „Das ist eine großartige Grundlage, die man nur auf den aktuellen Stand von 2018 bringen muss“, sagt Gorton. Gleichzeitig solle man die KOST–einst nach Vorfällen mit Braun bären gegründet–als Anlaufstelle reaktivieren .„ Wichtig ist die zentrale Datensammlung für eine wissenschaftlich begleitete Diskussion“, betont Gorton. In der KOST seien Wissenschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Politik, Verwaltung und Jagd vertreten.
Interessenskonflikt
„Solange das Wildtier Wolf nicht reguliert beziehungsweise bejagt werden darf, ist dessen Rückkehr in die österreichische Kulturlandschaft nur indirekt ein Thema für die Jagd“, sagt Gorton. Wölfe könnten allerdings als Schadensund Konfliktverursacher wesentliche Interessen der Jäger bedrohen, gibt er zu bedenken.
Auch eine mögliche Bedrohung für Menschen erwähnt das Papier. Zwischen 1950und2000seieninEuropa 59 Wolfsangriffe auf Menschen bekannt, in vier Fällen seien Menschen gestorben. Die Quelle dazu wird nicht genannt. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria werden jährlich 5000 Menschen nach Hundebissen in Krankenhäusern behandelt. Anlässlich der Präsentation der Jägerschaft fordert auch der WWF Österreich erneut „ein verbessertes Wolfs-Management mit Herdenschutz-Maßnahmen und fairen Entschädigungszahlungen“.
„Absurd“
WWF-Wolfsexperte Christian Pichler kritisiert die Forderungen der Jäger: „Wolf-Freihaltezonen ignorieren geltendesEU-Rechtund sind naturschutz-fachlich absurd, weil sich ein frei lebendes Wildtier nicht an künstlich vom Menschen festgelegten Grenzen orientieren kann“, meint Pichler.