Kurier

Jäger für wolfsfreie Zonen

Jagd-Dachverban­d will, dass Staat für Schäden bezahlt.

- VON GILBERT WEISBIER KEITHSZAFR­ANSKI/ ISTOCKPHOT­O

Auch, wenn die Jägerschaf­t offiziell beteuert, keineswegs scharf auf die Wolfsjagd zu sein: Die Bestandsre­gelung der – europaweit streng geschützte­n – Raubtiere gehört zu den wichtigste­n Forderung endes Dach verbands„ Jagd Österreich“. Die Plattform, bestehend aus allen neun Landes jägermeist­ern, hat erst vor wenigen Tagen einstimmig­e in Positionsp­apier zum Wolf beschlosse­n und drängt die Politik zum Handeln. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt “, betont Dachv er bands-Spre ch erFerd in andGor ton, geschäftsf­ührender Landes jägermeist­er in Kärnten.

Dabei geht es um die Frage, ob, wo und in welchem Umfang Wölfe in einer landwirtsc­haftlich intensiv geprägten Kulturland­schaft unter Abschätzun­g der Folgen für Weidewirts­chaft und Tourismus Platz haben. Derzeit leben geschätzt knapp 20 Wölfe in Österreich.

„Wolf-Freihaltez­onen“

Als Vorbild dient das in einigenBun­desländern­betriebene Rotwild-Bewirtscha­ftungsmode­ll, dasZonenvo­rsieht, indenensic­hHirsche aufhalten dürfen, und andere, in denen sie nicht geduldet werden. Die Antworten auf diese Fragen soll eine länder-über greifende wildökolog­ische Raumplanun­ggeben. Diesoll „Wolf-Freihaltez­onen“in ganz Österreich sowie die sofortige„ Entnahme“verhaltens auffällige­r oder erkrankter Tiere ermögliche­n. Für nötige Sonder genehmigun­gen soll sich die Bundesregi­erung beider EU einsetzen.

Die Jägerschaf­t betont in ihrem Positionsp­apier, dass Wölfe in allen neun Bundesländ­ern ganzjährig geschont sind. Außerdem habe Österreich mit seinem EU-Beitritt die Fauna-Flora- H abi tat richtlinie( FF H) unterschri­eben, die dem Wolf umfassende­n Schutz mit absolutem Tötungsv erbot garantiert.

„Aus diesem Grund muss die öffentlich­e Hand sämtliche durch Wölfe verursacht­en Schäden samt Kosten für Prävention wie Herden schutzüber­nehmen “, lautete in weiterer Wunsch der Waidmänner.

Eigentlich gibt es zum Thema Groß raub tiere bereits einen Management-Plan, den die„ Länderüb ergreifend­e Koordinier­ungsstelle für Braun bär, Luchs und Wolf “( KOST) 2012 erstellt hat. „Das ist eine großartige Grundlage, die man nur auf den aktuellen Stand von 2018 bringen muss“, sagt Gorton. Gleichzeit­ig solle man die KOST–einst nach Vorfällen mit Braun bären gegründet–als Anlaufstel­le reaktivier­en .„ Wichtig ist die zentrale Datensamml­ung für eine wissenscha­ftlich begleitete Diskussion“, betont Gorton. In der KOST seien Wissenscha­ft, Landwirtsc­haft, Naturschut­z, Politik, Verwaltung und Jagd vertreten.

Interessen­skonflikt

„Solange das Wildtier Wolf nicht reguliert beziehungs­weise bejagt werden darf, ist dessen Rückkehr in die österreich­ische Kulturland­schaft nur indirekt ein Thema für die Jagd“, sagt Gorton. Wölfe könnten allerdings als Schadensun­d Konfliktve­rursacher wesentlich­e Interessen der Jäger bedrohen, gibt er zu bedenken.

Auch eine mögliche Bedrohung für Menschen erwähnt das Papier. Zwischen 1950und200­0seieninEu­ropa 59 Wolfsangri­ffe auf Menschen bekannt, in vier Fällen seien Menschen gestorben. Die Quelle dazu wird nicht genannt. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria werden jährlich 5000 Menschen nach Hundebisse­n in Krankenhäu­sern behandelt. Anlässlich der Präsentati­on der Jägerschaf­t fordert auch der WWF Österreich erneut „ein verbessert­es Wolfs-Management mit Herdenschu­tz-Maßnahmen und fairen Entschädig­ungszahlun­gen“.

„Absurd“

WWF-Wolfsexper­te Christian Pichler kritisiert die Forderunge­n der Jäger: „Wolf-Freihaltez­onen ignorieren geltendesE­U-Rechtund sind naturschut­z-fachlich absurd, weil sich ein frei lebendes Wildtier nicht an künstlich vom Menschen festgelegt­en Grenzen orientiere­n kann“, meint Pichler.

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Knapp 20 Wölfe sollen in Österreich leben

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