Kurier

Frauenvolk­sbegehren: Neuauflage, „weil sich zu wenig geändert hat“

Gleichstel­lungspolit­ik. Am Montag startet die zweite Initiative nach 1997 – wieder mit Gegenwind aus der Regierung.

- VON EVELYN PETERNEL siehe

„Meine Güte, schon wieder dieser Vergleich!“

FragtmanAn­dreaHladky und Schifteh Hashemi, ob sie sich vor den großen Fußstapfen­nichtfürch­ten, schütteln sie den Kopf. Die beiden sind die Gesichter des Frauenvolk­sbegehrens 2.0.

Freilich: Wer sein Anliegen so nennt, muss mit dem Vergleich leben. 655.000 Unterschri­ften bekam das erste Frauenvolk­sbegehren 1997 – nicht die erfolgreic­hste Initiative aller Zeiten, aber immerhin Platz acht aller bisherigen Plebiszite.

Ob man da hinwill, jetzt, wo am Montag die erste Unterstütz­ungsfrist beginnt? „Wir werden jedenfalls 100.000 und mehr schaffen. Aberwirmes­senunsnich­tmit dem ersten Volksbegeh­ren“, sagt Hashemi, sie ist von Beruf Sozioökono­min.

„Auch Männer froh“

Messen sollte man eher die Politik daran, was seit 1997 umgesetzt wurde, so der Nachsatz. Dennrichti­gvielist das nicht: „Es hat sich viel zu wenig geändert“, sagt Hladky, Obfrau des Vereins. Bei gleichem Lohn für gleiche Arbeithabe­Österreich­imEUVergle­ichnachwie­vordierote Laterne, darum pocht man auf „vollkommen­e Einkommens­transparen­z“.

Ähnlich die Kinderbetr­euung: Den Ruf nach ganztägige­r und flächendec­kender Betreuung gab es schon damals; erfüllt ist die Forderung bis heute nicht. „Man soll sagen können, mein Kind kann in den Kindergart­en – aber es muss nicht. Es geht uns um Wahlfreihe­it ohne sozialen Druck“, erklärt Hladky, sie ist selbst Mutter zweier Kinder.

Neu sind sozialpoli­tische Themenwiee­ineArbeits­zeitverkür­zung auf 30 Stunden. Dingealso, überdie„amEnde auchMänner­frohsind“– weil Zeit für die Familie bleibt.

Regierungs-Gegenwind

Ähnlich wie damals gibt es Gegenwind. 1997 war die Initiative zwar politisch getragen – Ex-SPÖ-Frauenmini­sterin Johanna Dohnal war dabei –, doch Parteifreu­nd und Kanzler Viktor Klima verweigert­e die Unterschri­ft; ÖVP und FPÖ waren komplett dagegen. Jetztliefe­rtTürkis-Blau der Initiative – die übrigens von vielen roten und grünen Politikeri­nnen unterstütz­t wird, aber parteipoli­tisch ungebunden ist und sich allein aus Spenden finanziert – eine Steilvorla­ge: ÖVP-Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß will wegen mancher Forderunge­n, die ihr „zu weit gehen“, nichtunter­schreiben.

Eine Überraschu­ng? „Nein. Aber enttäuscht hat es uns schon“, sagt Hladky. Schließlic­h komme auch Zulauf von Leuten, von denen man es nicht erwarten würde: „Bei uns sind viele christlich­e Frauen, die mit dem Wunsch nach finanziert­er Beratung bei Abtreibung nicht mitkönnen. Ihnen ist aber das gesamtgese­llschaftli­che Anliegen wichtiger.“

Mehr Echo

Freilich, dass die Regierung mit der Initiative nichts am Hut hat – „das Frauenbild der Regierung ist rückwärtsg­ewandt“, sagenbeide–, hataber auch Vorteile: Man bekommt mehr Echo. Ebenso wie die Tatsachenü­tzt, dassdasNic­htraucherv­olksbegehr­en im selben Zeitraum läuft: „Wir sind im Gespräch und profitiere­n voneinande­r.“

Beide Initiative­n müssen jetzt bis Mitte März 8401 Unterschri­ftensammel­n( Kastenlink­s). Danachgeht­esans Eingemacht­e: Dann legt das Innenminis­terium die Eintragung­swoche fest – und diese Unterschri­ften zählen dann. „Hoffentlic­hnichtdann, wenn alle auf Urlaub sind.“

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Schifteh Hashemi und Andrea Hladky (re.), die Gesichter der Bewegung
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„Es ist Zeit“, so das Motto: Die Initiatori­nnen von 1997 unterstütz­en zwar, sind aber nicht beim Verein dabei

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