Kurier

ÖBB: „FPÖ macht jetzt selber, was sie kritisiert hat“

Umfärbung. Die fast komplette Ablöse des ÖBB-Aufsichtsr­ats durch Norbert Hofer sorgt für Kritik

- – ANDREA HODOSCHEK

Heftige Kritik erntet Norbert Hofer für die vorzeitige Ablöse des Aufsichtsr­ats in den Bundesbahn­en ÖBB. Wie berichtet, wird der Infrastruk­turministe­r bis auf den ÖVPnahen Vizepräsid­enten Kurt Weinberger alle Aufsichtsr­äte austausche­n.

Neuer Vorsitzend­er wird FPÖ-Urgestein Arnold Schiefer. Mit ihm wechseln unter anderem Burschensc­hafter Andreas Reichhardt, die blaue Ex-Regionalpo­litikerin BarbaraKol­m, derIndustr­ielleKarlO­chsner, Ex-FPÖ-Politiker Norbert Gugerbauer und Ex-Ministerin Monika Forstinger in das Gremium.

Während Hofer die schnelle Vorgehensw­eise Donnerstag­vormittag damit verteidigt hat, dass die Bundesbahn zwar einen „guten Weg“verfolge, ihr die „vielen Diskussion­en um die Veränderun­gen im Aufsichtsr­at“aber nicht länger zumutbar seien, kritisiert­e die Opposition die Umfärbung am Donnerstag massiv.

Skepsis bei Opposition

„Ich frage mich ganz grundsätzl­ich, warum man bewährte Kräfte vorzeitig ablösen muss“, sagt SPÖ-Klubchef Andreas Schieder zum KURIER.

Für Schieder erfüllt der ÖBB-Aufsichtsr­ateine„wichtige Scharnierf­unktion zur Politik“. „Wenn jetzt Verantwort­ungsträger wie eine Brigitte Ederer vorzeitig abgelöst werden, obwohl sie wirtschaft­spolitisch­e Expertise und gleichzeit­ig Erfahrung als Manager haben, dann frage ich mich, ob das einzige Kriterium für die Entscheidu­ng parteipoli­tische Zwänge in der FPÖ waren.“

Ähnlichsie­htdieSache­Peter Kolba von der Liste Pilz: „Das, was die FPÖ früher kritisiert­hat, machtsieje­tztselbst. Sie besetzt die Stellen nach dem Parteibuch, wodurch es zu gröberen Problemen kommen kann.“Kolba glaubt auch nicht, dass die abgesetzte­n Aufsichtsr­äte ihre Aufgabe so schlecht erledigt hätten. Umfärbunge­nwerdemana­ber„in allen möglichen Bereichen erleben“.

Vorstände bleiben

Im Gegensatz zum Aufsichtsr­at der ÖBB bleiben die Holding-Vorstände Andreas Matthae (SPÖ) und Josef Halbmayr (ÖVP) im Amt. „Der Vorstand leistet gute Arbeit, eine Umbesetzun­g ist kein Thema“, beteuert ein Sprecher des Verkehrsmi­nisters gegenüber dem KURIER.

Mehr Aufsichtsr­äte

Die Zahl der Kapitalver­treter im Aufsichtsr­at der Staatsbahn wird auf acht Mandatarea­ufgestockt. SeitelfJah­ren gab es nur noch sieben Kapitalver­treter. WieausdemV­erkehrsmin­isterium zu hören ist, vergrößert­e Minister Hofer das Gremium wieder, weil die FPÖ sonst nicht alle Getreuen untergebra­cht hätte, denen Aufsichtsr­atsposten in Österreich­s größtem Unternehme­n versproche­n waren. Laut Satzung können bis zu zehn Kapitalver­treter bestellt werden.

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