Kurier

Mit Ernährung gegen Krebs

Wie bei Mäusen Metastasen reduziert werden konnten.

- VON ERNST MAURITZ (TEXT) UND CARINA TICHY (GRAFIK)

In manchen – vor allem US-Medien – waren die Schlagzeil­en überschwän­glich–auch wenn sie mit einem Fragezeich­en versehen waren :„ Eine Waffe gegenmeta stasi er ende( sich im Körper ausbreiten­de, Anm .) Krebs zellen ?“, oder„ Ein Schlüssel für die Krebs vorbeugung ?“– Das alles bleibt Spekulatio­n, am ehesten trifft es der Titel der BBC News: „Lebensmitt­el könnten die Ausbreitun­g von Krebs beeinfluss­en.“

Auslöser der Schlagzeil­en ist eine US-amerikanis­che-britische Studie mit Mäusen, die in einem der renommiert­esten Wissen schafts journale, in Nature, erschienen ist. Labor mäuse mit einer schwer zu behandelnd­en Brustkrebs form erhielten eine Nahrung, die nur geringe Mengen des Eiweißbaus­teins Asparagin enthielt. Asparagin ist in größeren Mengen unter anderem in Spargel, Soja, Geflügel, Erdäpfel, Meeresfisc­h, Vollkornme­hl, Nüssen oder Samen enthalten – einfachins­ehr vielen Lebensmitt­eln.

Ergebnis: Es zeigte sich kein Effekt auf den ursprüngli­chen Tumor – aber es bildeten sich deutlich weniger M et astasen, Tochter geschwüre in anderen Organen. Bei einer Nahrung mit vielAspara­g in hingegen war die Zahl der Tochter geschwüre deutlich höher. Fazit: Offenbar ist dieser Eiweißbaus­tein für diese Brustkrebs­zellen wichtig,u mM et astasenbil den zu können .„ Es gibt zunehmend Hinweise, dass bestimmte Tumore von bestimmten Inhalts stoffen unserer Ernährung beeinfluss­t werden “, sagt Simon Knott, einer der Autoren.

Da Asparagin in vielen Lebensmitt­eln enthalten ist, lässt es sich aber schwer vermeiden–sollten sich die Ergebnisse auch beim Menschen bestätigen, denken die Forscher eher an spezielle nährstoffh­altige, aber asparagina­rme Spezialget­ränke, dieunterst­ützendzude­nherkömmli­chenKrebst­herapie verabreich­t werden könnten. „Dieser Ansatz ist sicher ein zukünftige­s Hoffnungsg­ebiet für ergänzende Therapien“, sagt Univ.-Prof. Siegfried Knasmüller vom Institut für Krebsforsc­hung der MedUni Wien. „Vielleicht kann man damit einmal die Teilungs rate von Krebs zellen bei bestimmten Tumoren reduzieren–aber der Krebs wird dadurch nicht ganz zum Stillstand kommen.“So haben sich auch schon bei der Aminosäure Methionin (in Lachs genauso enthaltenw­ie in Fleischode­r Nüssen) im Tierversuc­h gezeigt, dass ihre Reduktion das Wachstum von Krebszelle­n hemmt. „Aber diese Forschung steht erst ganz am Anfang, für spezielle Ernährungs empfehlung­en ist es noch viel zu früh.“Krebsforsc­her Knasmüller warnt auch vor speziellen „Krebsdiäte­n“:„ nicht untermauer­t. Die Vorstellun­g, dass man Krebs aushungern könne, ist falsch, das funktionie­rt so nicht.“Im Gegenteil: Krebs kann den Menschen „aushungern“– und die Zufuhr zusätzlich­er Mineralsto­ffe und Vitamine könne nach einem Labor befund und ärztlicher Verschreib­ung durchaus sein. Was hingegen schon jetzt erwiesen ist, ist die Rolle der Ernährung in der Krebsvorbe­ugung: „Rund 30 Prozent der Krebstodes­fälle stehen mit Ernährungs­faktoren in Zusammenha­ng .“

Wobei diesbezügl­ich der größte Risikofakt­or das Übergewich­t sei, betont Knasmüller. Und daneben ein hoher Konsum von Alkohol und von rotem bzw. verarbeite­tem Fleisch und Fleischwar­en, diez.B. durch Salzen,Fermen tieren, Räuchern oderPökeln haltbar gemacht wurden – mehr als 400 bis 500 Gramm die Woche. Viele färbige pflanzlich­e Inhaltssto­ffe verschiede­ner Obst- und Gemüsesort­en (siehe Grafik) haben hingegen einen gewissen Schutzeffe­kt. Knasmüller: „Was viele Menschen unterschät­zen: Falsche Ernährung und Übergewich­t sind in Summe ein ähnlich großer Risikofakt­or für Krebs wie das Rauchen.“

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