Otto Bauer, sagt ihr Hausverstand
Mariahilf. Werbetestimonial und „I am from Austria“-Darstellerin Iréna Flury stärkt sich gern in der Otto-Bauer-Gasse
Für die 33-Jährige eine besondere Ehre. „Als Teenagerin ist meine GrönemeyerFan-Phase nahtlos in eine Fendrich-Begeisterung übergegangen“, erzählt sie, als sie den KURIER diese Woche nur unweit ihrer Wohnung zum Mittagessen getroffen hat. Im Lokal „Otto Bauer“in der gleichnamigen Gasse.
Bistro und Kunstgalerie
ImDezembervorzweiJahren hat Andreas Ebner das ehemalige Möbelgeschäft seines Vaters in ein Restaurant verwandelt. Anfangs noch mit Partner, mittlerweile alleine, führterdaskreativeingerichteteLadenbistro, dasauchein bisschen Kunstgalerie ist, mit dem bunt zusammengewürfelten Mobiliar, den unterschiedlichen Lampenkonstruktionen und einem metallenen Wolkengestell, das über der Bar von der Decke baumelt.
Von dieser Bar wird Iréna Flury nun von der Kellnerin der Kräutertee serviert.
Warum hat Iréna Flury ihre Einstellung zu Musicals eigentlichgeändert?„Ichhatte lange Sorge, dass ich als Schauspielerin nicht ernst genommen werde, wenn ich in diesem Genre auftrete“, sagt sie. „Aber mir ist bewusst geworden, dass die Engstirnigkeit des deutschsprachigen Raums (das Unterhaltungsfach als künstlerisch minderwertig zu betrachten, Anm.) fürmichzutiefstunspannend ist. Genres machen doch gerade in ihrer Vielfalt Sinn. Wenn es nur Fassbinder-Filme gebe (Rainer Werner, Regisseur Anm.), wäre das auf Dauer ja langweilig.“Iréna Flury nimmt einen Schluck Tee.
„Alles in Ordnung bei Ihnen?“Eine ältere Dame mit feinem Rollkragenpullover, Bernsteinkette und perfekt geföhnter Frisur beugt sich über den Tisch, vergewissert sich, dass die Gäste zufrieden sind. Tante Lilli (so ihr Spitzname, eigentlich heißt sie Ingrid Mandl) istvomLokalchefnie für einen Job interviewt worden. Dennoch hat sie von Anfang im Lokal mitgeholfen. Denn die 83-Jährige wohnt seitknapp60Jahrenüberdem Lokal, undalssiedieBauarbeiten mitbekam, schaute sie mitKaffeeoderanderenStärkungen vorbei. Heute ist sie aus dem Lokal nicht mehr wegzudenken.
Aufregende Werbung
WährenddieKünstlerinIréna Flury den ersten Bissen Lachsfilet auf Risotto aufspießt, erzählt sie von einem anderen Bereich, den sie lange gemieden hat. Auch aus Angst, in eine Schublade gestecktzuwerden, indermanche Dinge nicht mehr möglich sind: Werbung.
Als sie dann eine „Pfeif drauf“-Mentalität entwickelte, kam gleich ein Angebot, dasfürgroßesAufsehensorgte: Iréna Flury ist seit eineinhalb Jahren der Billa-Hausverstand. „Lustig ist ja, dass ich fast täglich zum Billa einkaufen gehe und nie erkannt werde“, sagt sie und lacht.
Apropos erkennen. Wenn manIrénaFluryalsEmmaCarter Lieder wie „I am from Austria“singen hört, würde man es nicht vermuten: Aber der Wiener Dialekt spielt bei ihr Zuhause keine Rolle. Iréna Flury ist zwar in Wien aufgewachsen, ihre Eltern sind jedoch
Schweizer, und Otto Bauer Internationale Küche. Wiener Schnitzel mit Petersilerdäpfel (17,50) gibt’s ebenso wie Baramundi-Filet mit RoteRüben-Püree (17,20 €). Nachspeise: Schokoladensymphonie!
Gemütliches Nichtraucherlokal. An der Wand wechseln sich die Werke verschiedener Künstler ab. Montag bis Freitag ab 11, Samstag ab 9, immer bis 22 Uhr geöffnet. so spricht sie zu Hause nur Schweizerdeutsch. Wenn sie sich aufregt, verfällt sie dennoch ins Wienerische. „Weil ich das mit Freunden spreche und man mit denen wohlhäufigerflucht“, sagtsie und grinst. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man auf Wienerisch so gut schimpfen kann.