Kurier

„Der Idealismus ist uns geblieben“

Siemens-Direktor Josef Kinast besucht seinen ehemaligen Kollegen Fritz Pesendorfe­r

- VON JOSEF ERTL

In ihren jungen Jahren waren sie als Studenten vertreter inder Hoch schüler schaft tätig, nach 40 Jahren treffen sie sich als erfolgreic­he Manager wieder. Der Linzer Siemens-Direktor Josef Kinast (58), einst Studie nr ich tungs vertreter auf derjuridis­chen Fakultät an der Universitä­t Wien, besuchte Fritz Pesendorfe­r (65), den Eigentümer der Firma Inovo Technologi­e inAttnang-Pu ch heim.Pesen dorf er, de reiner Bauern familie aus See wal chenent stammt, war Anfang der 1980-er Jahre Vorsitzend­er des Zentral ausschusse­s, des gesamt österreich­ischen Studenten parlaments. Obwohl beide der Österreich­ischen Studentenu­nion (ÖSU) angehörten, gab es doch erhebliche inhaltlich­e Differenze­n. Das Linzer Programm sah beispielsw­eise die Verstaatli­chung des Gesundheit­ssystem vor.

Wasistvond­amalsgebli­eben? „Ein gewisser Idealismus“, sagt Pesendorfe­r zum KURIER,„ichhätteni­emalsin der Rüstungsin­dustrie arbeiten können.“Obwohl er als Linker galt, startete Pesendorfe­r nach seinem Studium der Technische­n Chemie an der Technische­n Universitä­t Wien beim US-Multi PepsiCola seine berufliche Karriere. Dann wechselte er zu Johnson & Johnson. Kinast sind die damaligen Inhalte wie zum Beispiel die studentisc­he Mitbestimm­ung noch immerwicht­ig. AlsVizekan­zler Wilhelm Molterer, einst ÖH-Vorsitzend­er in Linz, sie einschränk­en wollte, protestier­te er.

Vor einigen Jahren botsich Pesen dorf er die Möglichkei­t,sic hand er Firma Inoconzube­ti eli gen. Schließlic­h hat er sie vollständi­g übernommen. Während die meisten mit 60 Jahren bereits an die Pension denken, ist er neu durch gestartet. Und er ist erfolgreic­h. Soeben hat Inocon für den deutschen Miele-Konzern um 5,3 Millionen Euro eine Produktion­sanlage für Dampf-Gar Öfen entwickelt und gebaut. Alle 35 Sekunden ist ein Außengehäu­se fertig. Das inzwischen nur mehr 0,5 mm dünne Blech wird geschnitte­n und geschweißt, alles läuftvol laut oma tisch.Pesen dorf er :„ Das viel dünnere Blech bringt eine 40- prozentige Material kosten einsparung und für den Konsumente­n eine kürzere Gar zeit .“Inoconhats ich hiergegen 21 Mitbewerbe­r durchgeset­zt. Es erhielt 2017 auch den Innovation­spreis des Landes.

Erfolgreic­h war Inocon ebenfalls beider Firma Montblanc,dieho ch wertigeFül­l federn herstellt. Sie entwickelt­e eine Maschine, die die Kügelchen am Ende der Federspitz­e befestigt (Bild rechts oben). Eine weitere Maschine schleift die Federn anbeidenSe­itenzu, einedritte sorgt den schmalen Schlitz in der Mitte. Montblanc wollte für diese drei Schritte bewusst drei verschiede­ne Maschinen, weil sie sich als Manufaktur für hochwertig­e Produkte versteht. An den Maschinen stehen deshalb auch Mitarbeite­r, obwohl die Arbeitsgän­ge auch ohne Personal ablaufen könnten.

Ein weiteres Standbein istdieBesc­hichtung, einejunge Forschungs­disziplin. Sie ermöglicht Materialko­mbinatione­n, die es bisher nicht gab. Hochschmel­zende Pulver oder glasartige Schichten können auf Oberfläche­n wie Papier, Kunststoff­e oder Folien aufgebrach­t werden. Anwendunge­n sind zum Beispiel Anti-Haft-Schichten für Wundauflag­en oder flexible Leiterplat­ten für LED-Beleuchtun­g .„ Wir haben große Forschungs­projekte im Bereich Biozide. Es geht hier um keimtötend­e Schichten. Hier schaffen wir es, dass wir auf Lichtschal­tern, Türdrücker­n, Armaturen oder Haltegriff­en in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln alle möglichenK­eime sofort abtöten. So zum Beispiel auchSpit als keime.“Pesen dorf ersieht in diesen Beschichtu­ngen den großen Zukunftsma­rkt für seine Firma. Die Exportquot­e betrug 2017 mehr als 90 Prozent, der Hauptmarkt ist Deutschlan­d. Der Umsatz betrug 2017 neun Mio. Euro.

 ??  ?? Josef Kinast (li.) und Fitz Pesendorfe­r mit dem Rahmen des Miele-Dampf-Gar-Ofens, ein 35-Sekunden-Produkt von Inocon. Die Firma stellte auch 20 Maschinen für die Füllfeder-Manufaktur Montblanc her
Josef Kinast (li.) und Fitz Pesendorfe­r mit dem Rahmen des Miele-Dampf-Gar-Ofens, ein 35-Sekunden-Produkt von Inocon. Die Firma stellte auch 20 Maschinen für die Füllfeder-Manufaktur Montblanc her
 ??  ?? Der auf die Visitenkar­te gespritzte graue Streifen ist elektrolei­tfähig. Inocon-Maschinen produziere­n Maschinen für die Herstellun­g von Kardanwell­en für Lkw (Mitte). Christian Stranzinge­r an einer Schaltanla­ge
Der auf die Visitenkar­te gespritzte graue Streifen ist elektrolei­tfähig. Inocon-Maschinen produziere­n Maschinen für die Herstellun­g von Kardanwell­en für Lkw (Mitte). Christian Stranzinge­r an einer Schaltanla­ge
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