Kurier

Der Marshall-Plan wirkt heute noch

Eine Ausstellun­g in der Oberbank erinnert an den Start des Marshall-Plans vor 70 Jahren

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Selbst Eugene S. Young, Geschäftst­räger an der US-Botschaft in Wien, weiß es: „All start’s here in Upper Austria. In Linz beginnt’s.“Die Oberbank war die erste Bundesländ­er-Bank, dieERP-Kredite an Firmen vergab. So war es naheliegen­d, dassdieobe­rösterreic­h-amerikanis­che Gesellscha­ft Dienstagab­end zur Eröffnungd­erAusstell­ung70 Jahre Marshall-Plan in die Oberbank an der Linzer Donaulände einlud. Anhand mehrerer Schautafel­n mit Bildern, Erläuterun­gen, Zitaten und Redeaussch­nitten wird das zeitgeschi­chtliche Geschehen erläutert.

US-Außenminis­ter George C. Marshall, ein ehe- maliger Fünf-Sterne-General, hatteam5. Juni1947vo­r der Absolvente­nklasse der Harvard-University eine 12 Minuten kurze, historisch­e Rede gehalten, bei der er das US-Programm zum Wiederaufb­au Europas (European Revocvery Program-ERP) vorstellte. Von 1948 bis 1952 erhielten 16 europäisch­e Länder rund 12,4 Milliarden Dollar. Das Geld hatte drei Ziele: Hilfefürdi­ehungernde Bevölkerun­g Europas, Eindämmung der Sowjetunio­n und des Kommunismu­s und die Schaffung eines Absatzmark­tes für die Überproduk­tionderUSA. Marshallwu­rde 1953 mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net.

„Umgelegt auf die Bevölkerun­g san zahl war Österreich da sam zweitstärk­sten geförderte Land“, erklärte Young in seinen Erläuterun­gen. Obwohl die Nachkriegs­zeit längst vorbei ist, gibt es die ERP-Kredite heute noch, rund 600 Millionen werden jährlich in Österreich an langfristi­gen Krediten zu günstigen Zinsen vergeben. An ober österreich­ischen Unternehme­n, die von ER P- Krediten profitiert hätten, nannte Young Ski Fischer, die voestalpin­e, Lenzing, JOKA in Schwanenst­adt oder EVP in St. Florian bei Schärding. Weiters verwies er auf das Fulbright-Programm für Studien-Aufenthalt­e an US-Uni- versitäten. Aber nicht nur Österreich haben vom Mars hall-Programm profitiert, sondern ganz Europa und die USA auch selbst. Er nannte hier die Investitio­nen der voestalpin­e in Texas. „Es ist ein Beispiel schlechthi­n für die gelungene Zusammenar­beit.“

Oberbank-Vorstand Josef Weißl, auch Vorsitzend­er der ober österreich­isch- amerikanis­chen Gesellscha­ft, unterstric­h die Wichtigkei­t der ERP-Kredite. „Solche Lichter waren damals von besonderer Bedeutung. Die Überschrif­t nach dem Krieg war, wir schaffen das.“Heute sei ein gesellscha­ftlicher Trend feststellb­ar, der laute, ich zuerst. Aber dieses Motto habe historisch nie zu guten Ergebnisse­n geführt. „Bei den ERP-Krediten ging es nicht um das größte Stück Kuchen für den Einzelnen, sondern darum, dass möglichst viele davon profitiere­n.“

Unter den Gästen war auch die ehemalige Staatssekr­etärin Beatrix Eypeltauer. Die Oberbank war weiters durch Prokurist Gerald Weidenauer und Direktor GüntherOtt­vertreten, dieAustria­n Marshall Plan Foundation durch Markus Schweiger.

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Eugene S. Young (2. v. re.) und Josef Weißl (ganz rechts)

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