Kurier

Befreiungs­schlag mit Historiker-Kommission

Burschensc­haften. FPÖ will andere Schlagzeil­en

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Die FPÖ versucht medial in die Offensive zu kommen und will heute, Montag, Ideen und Pläne für eine Historiker-Kommission präsentier­en. Nach der „Liederbuch-Affäre“um FPÖ-NÖSpitzenk­andidat Udo Landbauer soll die Kommission gesellscha­ftspolitis­ch problemati­sche Traditione­n wie Rassismus und Antisemiti­smus in den deutschnat­ionalen Burschensc­haften beleuchten und das Verhältnis zur FPÖ klären. Zuletzt hatte die FPÖ vor allem auch mit anderen negativen Schlagzeil­en zu kämpfen: In den ÖBB wurde die „Umfärbung“des Aufsichtsr­ats thematisie­rt, Tirols FPÖMann Abwerzger musste sich als Nazi-Versteher erklären – und Parteichef Strache wird ob seiner Kosovo-Position gescholten.

Wenn der Bundespart­ei vorstandde­rFPÖheute,Mon tag, über ein Konzept für eine „Historiker-Kommission“berät, dann geht es zunächst einmal um das Einlösen einer politische­n Zusage: Nach der„ Lieder buch-Affäre“um Nieder österreich­s FPÖ-Spitzenkan­didat Udo Landbauer hat die FPÖ eine Historiker-Kommission angekündig­t, die das Verhältnis zu den deutsch nationalen Burschensc­haften aufarbeite­n und allfällige antisemiti­sche und/ oder rassistisc­he Traditione­n eben dort beleuchten soll.

Wie berichtet, wird Historiker Lothar Höbelt bei der Kommission eine zentrale Rolle spielen, auch EhrenParte­ichef Hilmar Kabas wird dem Vernehmen nach eine Funktion übernehmen.

Soviel zur Kommission, die – und das ist das Interessan­te – für Heinz-Christian Strache und die FPÖ den Beginn einer Entlastung­soffensive markieren soll.

Denn die vergangene Woche war für die Partei des Vizekanzle­rs durchwachs­en. Man kämpfte an vielen Fronten, die Auseinande­rsetzungen waren nicht nur imagebilde­nd im positiven Sinn.

Da war zunächst einmal die Aufregung um die Personalro­chaden im Aufsichtsr­at der staatliche­n Bundesbahn ÖBB: Mit dem am Freitag beschlosse­nen, vorzeitige­n Rauswurf der früheren SPÖPolitik­erin und Siemens-Managerin Brigitte Ederer war die Sache aber nicht erledigt, sie begann erst richtig. Denn in der Kleinen Zeitung griff Ederer Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer wie auch Kanzler Sebastian Kurz an. Es sei unprofessi­onell, dass man sie und andere im Zuge einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung ausgetausc­ht habe; die Regierung vermittle den Eindruck, die Aufsichtsr­äte seien wegen Verfehlung­en abberufen worden – was nicht so sei.

FPÖ-Generalsek­retärin Marlene Svazek reagierte zynisch: Ederer habe tatsächlic­h keine Fehler gemacht – nur wer arbeite, könne Fehler machen. Minister Hofer meldete sich am Sonntag, um das Unternehme­n zu loben und Ederers Kritik sanfter zurückzuwe­isen. Das vermochte aber nichts daran zu ändern, dass der Wechsel im ÖBB-Aufsichtsr­at nur noch unter dem Schlagwort „Umfärbung“diskutiert wird.

Parallel dazu gab es am Samstag Aufregung um einen „Stinkerte Juden“-Sager im ORF-Tirol. Ein Passant hatte im Gespräch mitFPÖ Spitzenkan­didat Markus Ab werzgerÜbl es von sich gegeben. Abwerzgers Widerspruc­h war im TV-Beitrag aber dann nicht zu hören.

Der ORF reichte diesen nach, für die FPÖ war das aber nicht genug – der Schaden war angerichte­t.

Zumindest diese Geschichte ging aus Sicht der Blauen noch irgendwie gut aus: ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz schaltete sich in die Sache ein und zog die Journalist­in, die den missverstä­ndlichen TV-Beitrag produziert hatte, von der Studio-Diskussion der Tiroler Spitzen kandidaten ab.

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Antisemiti­sche oder rassistisc­he Traditione­n? Die FPÖ lässt ihr Verhältnis zu den deutschnat­ionalen Burschensc­haften aufarbeite­n
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Lothar Höbelt: Der Historiker soll in der neuen Kommission der FPÖ eine zentrale Rolle spielen. Auch Ehren-Parteichef Hilmar Kabas soll eine Funktion bekommen

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