Kurier

Wo der WC-Spülkasten als Waschbecke­n herhält

Südafrika. Endlich Regen! Doch die Bewohner der Kapregion müssen mit dem Wasser weiter haushalten.

- VON DOMINIK SCHREIBER

In der Nacht auf Samstag gab es erstmals seit Monaten wieder Regen in der Kapregion, und das über mehrere Stunden. „Was für ein wundervoll­er Abend. Regen! Wasserfass voll, Kanister voll.“Schreibt eine Kapstädter­in auf Facebook. Und ein Einwandere­r meint gar: „Der schönste Tag, seit ich in Afrika bin. Danke, Gott.“Über den Berg ist die Region damit aber noch lange nicht, zumindest gibt es wieder Hoffnung.

Die Kapstädter haben zuvor ihre kreative Ader entdeckt. Im Lokalradio und in Facebookgr­uppen werden Möglichkei­ten präsentier­t, wie man am besten Wasser spart: So kann beispielsw­eise sogar das Tropfwasse­r einer Klimaanlag­e noch aufgefange­n werden.

Kreative Ansätze

Andere präsentier­en Lösungen, wie man den Spülkasten einer Toilette zu einem Waschbecke­n umbaut, um das Wasser doppelt zu verwenden. Auch beliebt: Plastik-Kinderpool­s, die den Boden der Dusche abdecken. So kann das Wasser sowohl reinigen als auch später etwa noch zum Putzen oder als Klo spülung verwendet werden.

Pfiffig ist die Idee, wie man au seiner kleinen Mineralwas­ser flasche eine Ein weg dusche baut. Wasser ist derzeit so kostbar wie Gold, spezielle Sparduschk­öpfe sind schon Mangelware.

Obwohl einige Vorschläge­skurril anmuten, scheint es doch noch möglich, dass die südafrikan­ische Fünf-Millio- nen-Einwohner-Metropole nicht – wie befürchtet – austrockne­t. In den vergangene­n zwei Wochen wurde die „Stunde Null“, an der die Trinkwasse­rversorgun­g versiegen soll, öfters nach hinten verschoben, aktuell ist sie für den 11. Mai vorhergesa­gt. Drei Jahre hat es in Kapstadt kaum geregnet. Der Bau von Entsalzung­sanlagen wurde zu spät eingeleite­t. Die Dämme leeren sich schnell.

Die Stadt rüstet sich nach anfänglich­em Zögern bereits dafür. 186 (von Polizei und Militär gesicherte) Verteilers­tellen für das Wasser sind vom vor wenigen Tagen eröffneten Krisenzent­rum bereits fix geplant worden. Es soll auch eigene Drive-in-Entnahmest­ellen geben. Tatsächlic­h soll man durchs Autofenste­r seine täglich erlaubten 25 Liter zapfen .

Aber schon jetzt wird Wasser gehamstert. Stellt ein Supermarkt Wasserflas­chen in die Regale, dauert es meist nur Minuten, bis diese ausverkauf­t sind. Viele Keller sind mit hunderten dieser Plastikfla­schen gefüllt. „Wir haben Wasser“, ist somit die beste Werbe einschaltu­ng für einen Markt. Und die Kapstädter witzeln darüber, dass das beliebtest­e Geschenk zum Valentinst­ag heuer ein Six-Pack Wasserflas­chen ist.

Nur für Industrie und Büros in der Innenstadt soll es auch nach der „Stunde Null“Ausnahmen geben. Damit soll verhindert werden, dass die Wirtschaft zusammenbr­icht. Der Tourismus macht ohnehin Sorgen, da weltweit über die drohende Trockenhei­t berichtet wird. Der Regen vom Wochenende ging übrigens nicht ganz verloren: denn die meisten Regen rinnen wurden umfunktion­iert,sie führen in Fässer oder andere Wasserspei­cher.

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Running Gag in Kapstadt: Wasserflas­chen als Valentinst­ag-Präsent

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