Kurier

Drei letzte Chancen auf Gold

Marcel Hirscher. Der Salzburger sucht die Krönung seiner fabelhafte­n Karriere

- AUS JEONGSEON STEFAN SIGWARTH

Am Dienstag wird es ernst für Marcel Hirscher bei diesen Olympische­n Spielen in Südkorea, dann nimmt der sechsfache Gesamt welt cupsieger inder Kombinatio­n den nächsten Anlauf auf seine erste Goldmedail­le im Zeichen der Ringe (Abfahrt 3.30 Uhr MEZ, Slalom 8 Uhr).

Dass die fix eingeplant­e vierte Trainingsa­bfahrt am Montag angesichts der Wetterprog­nosen gestrichen wurde, „das schmerzt ein bissl“, gesteht der 28-Jährige. Im dritten Training am Samstag hatte Hirscher nicht mehr die Riesen slalom Schuhe, sondern jene für den Super-G an, freilich brachte der Tausch noch nicht den gewünschte­n Effekt. „Ich hätte jeden Meter, jede Hundertste­l sekunde auf den langen Skiern brauchen können“, sagt Hirscher, „das hätte mir sehr helfen können .“Schließlic­h sind die drei Tage auf den langen Skiern in Jeongseon die ersten seit dem vergangene­n Winter, der ihm Silber in der WMKombinat­ion von St. Moritz gebracht hatte.

Der Schweizer Weltmeiste­r Luca Aerni, der Hirscher seinerzeit um eine Hundertste­lsekunde abgehängt hatte, kam dem Salzburger in den Abfahrtstr­ainings von Südkorea auf maximal eine halbe Sekunde nahe und dürfte darum kein allzu großer Konkurrent sein. Ganz anders verhält es sich mit zwei Franzosen: Alexis Pinturault war im dritten Training rund eine Sekunde schneller als Hirscher, und Lauberhorn­Kombi-Sieger Victor MuffatJean­det hat der Salzburger überhaupt ganz weit oben auf seiner Rechnung.

Prüfstein Slalom

Helfen könnte ihm der überrasche­nd schwierige Slalom Hang in Jeongseon(„i ch habe gesehen, wie sie ihn mit dem Sprühbalke­n vereist haben“), der dank nun harter Oberfläche auch Fahrern mit höheren Startnumme­rn Chancen auf schnelle Zeiten einräumt. Ein Problem aber sind die Zeitrückst­ände, die sich Hirscher selbst bei seiner schnellste­n Trainingsf­ahrt eingehande­lt hat – mit 3,66 Sekunden wurde er 49., und selbst wenn man voraussetz­t, dass bei Weitem nicht alle Speed-Spezialist­en teilnehmen, „musst du in den Top 30 sein, um eine Chance auf eine Medaille zu haben. Doch zuzulegen ohne weiteres Training, das wird schwierig. Ich müsste schließlic­h mit den besten Technikern mithalten, aber da fehlt mir eine Sekunde.“Neben Marcel Hirscher fahren auch die Kärntner Marco Schwarz und Matthias Mayer sowie der Oberösterr­eicher Vincent Kriechmayr am Dienstag; und speziell in Person von Schwarz droht Gefahr. Beiden Olympische­nJug endspielen in Innsbruck holte der 22-Jährige 2012 die Kombi-Goldmedail­le. Im gemeinsame­n Slalom-Training am Sonntag, Hirschers erstem seit Schladming, war Schwarz „gleich schnell wie ich“, im letzten Abfahrtstr­aining war er eine halbe Sekunde schneller.

Und wie viel Druck hat Marcel Hirscher nun? „Im Internet habe ich eine Studie aus den USA gesehen, wonach Österreich bei diesen Olympische­n Spielen fünf Goldmedail­len holt – und drei davon ich“, sagt der Kombi-Weltmeiste­r von 2015. „Wenn ich das hernehme, kann ich nur verlieren. Klar ist: Hier habe ich meine letzten drei Chancen auf OlympiaGol­d. Und wenn es schon am Dienstag mit einer Medaille klappen würde, dann wäre der große Druck weg.“

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Akrobat: Marcel Hirscher würde am liebsten gleich seine erste Chance nutzen, doch dem stehen mangelnde Routine und die Gegner im Weg
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