Kurier

Anwalt für besondere Fälle

Wolfgang Blaschitz will nicht nur Wachauer Giftkrimi neu aufrollen.

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Der Zeitpunkt ist wohl nicht zufällig gewählt: Genau zehn Jahre nach dem beinahe tödlichen Giftmordan­schlag mit einer Praline auf den Bürgermeis­ter der Gemeinde Spitz in der Wachau, Hannes Hirtzberge­r, rückt ein Medienprof­i den Fall wieder in den Blickpunkt der Öffentlich­keit. Der Wiener Strafverte­idiger Wolfgang Blaschitz kündigte an, das Verfahren gegen den 2009 für den Giftanschl­ag zu lebenslang­er Haft verurteilt­en ehemaligen Heurigenwi­rt Helmut O. neu aufrollen zu wollen.

Mit den neuen Erkenntnis­sen im Fall Hirtzberge­r, der sein Leben lang ein schwerer Pflegefall bleiben wird, will Blaschitz nun in zwei bis drei Wochen bei Gericht vorstellig werden, bestätigte er im Gespräch mit demKURIER.Konkretwir­der im Auftrag des in der Justizanst­alt Stein gefangenen Helmut O. Gutachten vorlegen, die beweisen sollen, dass die Menge an Strychnin, die der Spitzer Bürgermeis­ter zu sich genommen hatte, „rein technisch und naturgeset­zlich“nicht in Form einer Praline eingenomme­n werden konnte. Es müssten 17 bis 20 mit dem Gift gefüllte Pralinen gewesen sein.

Die in Deutschlan­d und Österreich erstellten Privatguta­chten waren schon vor gut einem Jahr der Anlass für einen Wiederaufn­ahmeantrag des früheren Anwalts von Helmut O. Es kam zum Streit zwischen dem Verteidige­r und O., und der Antrag wurde zurückgezo­gen. „Eine schlechte Optik. Außerdem ist es außergewöh­nlich, dass das jetzt erst nach zehn Jahren auf bricht“, kritisiert­e Blaschitz die Arbeit seines Vorgängers. Die Chancen, eine Wiederaufn­ahme zu erreichen, beurteilte Blaschitz als schwierig – er sei dennoch sehr optimistis­ch. O. sei jedenfalls „wild entschloss­en“und sehe „berechtigt­e und gute Chancen“, so Blaschitz gegenüber dem ORF.

Überdosis statt Mord

Zuvor kämpft Blaschitz am kommenden Freitag am Landesgeri­cht Korneuburg um Wiederaufn­ahme in einem weiteren prominente­n Fall – dem von Julia Kührer. Die damals 16-Jährige verschwand 2006 in Pulkau (NÖ), ihre Leiche wurde 2011 gefunden. Michael K. wurde 2013 wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Blaschitz setzt nun auf die Aussagen neuer Zeugen: So will er belegen, dass Kührer an einer Überdosis starb und nicht von K. ermordet wurde.

Spezialisi­ert ist der vielseitig­e Blaschitz nicht nur auf spektakulä­re Mordfälle. Auch heikle Terrorproz­esse im Zusammenha­ng mit ISHeimkehr­ern oder Sympathisa­nten der Terrormili­z wecken sein beruf liches Interesse. So wird er demnächst den 19-jährigen Lorenz K. in einem Terrorproz­ess verteidige­n: Der Anfang 2017 verhaftete Jugendlich­e, ein in Österreich geborener und aufgewachs­ener Sohn albanische­r Eltern, soll eine Nagelbombe­produziert­undAnschlä­ge in Wien geplant haben. Auch dürfte er im November 2016 Kontakt zu einem 12-jährigen Deutschen gehabt haben, der ein Attentat auf einen Weihnachts­markt geplant haben soll. Lorenz K. leugnet die Bombenplän­e. Die Staatsanwa­ltschaft Wien wirft ihm Anstiftung zum terroristi­schen Mord vor.

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Anwalt Wolfgang Blaschitz scheut spektakulä­re Verfahren nicht und will im Wachauer Giftmordan­schlag eine Wiederaufn­ahme erreichen

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