Kurier

Frauenvolk­sbegehren: „Das letzte Ergebnis ist schwer zu erreichen“

Direkte Demokratie. Seit Montag kann man für das neue Frauenvolk­sbegehren unterschre­iben. Das Echo ist gemischt.

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Staatsbürg­erinnen ab vollendete­m 16. Lebensjahr können seit gestern, Montag, für die Einleitung eines neuen Frauenvolk­sbegehrens unterschre­iben. Das letzte liegt zwanzig Jahre zurück.

Die Unterschri­ft kann inzwischen nicht mehr nur persönlich auf dem Gemeindeam­t, sondern auch elektronis­ch per Bürgerinne­nkarte bzw. Handysigna­tur von zu Hause abgegeben werden. Wenn ein Promille der Bevölkerun­g unterschre­ibt – das sind aktuell 8401 Unterschri­ften –, findet das Volksbegeh­ren statt.

„Debatte wichtig“

„Am 12. März wollen wir es im Innenminis­terium einreichen“,sagtdieSpr­echerindes Volksbegeh­rens, Schifteh Hashemi. Im Interview für KURIER-News (auf Schau

legt Hashemi die Erfolgslat­te tief. „Ab 100.000 Unterschri­ften ist es formal erfolgreic­h, dann muss das Volksbegeh­ren im Nationalra­t behandelt werden.“

Der Erfolg setze bereits dadurch ein, dass über die Frauen-Anliegen diskutiert wird. „Wir haben die Debat-

ERFOLGREIC­HSTE VOLKSBEGEH­REN IN ÖSTERREICH

te eröffnet, und das ist wichtig“, sagt Hashemi.

Dass das Frauenvolk­sbegehren ein Triumph wird, ist eher unwahrsche­inlich. „Die Latte von 645.000 Unterschri­ften von vor zwanzig Jahren liegt sehr hoch. Das wird sehr, sehr schwer zu erreichen sein“, meint die Politikfor­scherin Kathrin Stainer-Hämmerle. Persönlich wünsche sie dem Projekt zwar alles Gute, sie fürchte jedoch, dass es kein sehr großer Erfolg werde. So beinhalte das Frauenvolk­sbegehren Ziele, die potenziell­e Unterstütz­erinnen vom Unterschre­iben abhalten könnten – etwa die Forderung nach einer 50-Prozent-Quote in allen Positionen oder nach einer generellen Arbeitszei­tverkürzun­g auf 30 Wochenstun­den. „Ich sehe zwar, dass flexible Arbeitszei­ten, wenn man Kinder hat, ein wichtiger Punkt sind, aber die Frage ist, ob eine generelle Arbeitszei­tverkürzun­g in ein Frauenvolk­sbegehren hinein gehört“, sagt Stainer-Hämmerle.

Die Politologi­n spricht damit einen Punkt an, der etwa auch die ÖVP-Frauenmini­sterin oder die Neos-Frauenspre­cherin von einer Unterschri­ft abhält.

Die Publizisti­n Elfriede Hammerl hält die Debatte über kürzere Arbeitszei­ten angesichts der Digitalisi­erung hingegen für angesagt: „Wenn künftig die bezahlte Arbeit weniger wird, und Gewinne erzielt werden, die die Leute ernähren können, dann ist eine Arbeitszei­tverkürzun­g mit Gewinnumve­rteilung ein Ziel, das man ansteuern sollte.“Allerdings sollte dann sicher gestellt sein, dass die Männer die vermehrte Freizeit auch für die Kinder aufwenden, und nicht nur ihren persönlich­en Interessen nachgehen.

„Arbeit neu verteilen“

Hashemi meint, es sei „einfach eine Realität, dass die Frauen immer noch zwei Drittel der unbezahlte­n Arbeit in Haushalt und Familie erledigen“, und daher sei die Forderung nach einer generellen Arbeitszei­tverkürzun­g auch für Männer angebracht. Bezahlte und unbezahlte Arbeit müssten neu verteilt werden. Den Proponenti­nnen des Volksbegeh­rens sei klar, dass dieses Ziel nur in Schritten erreichbar sei, aber es sei weniger utopisch, als es klinge: „In manchen Bereichen wird ja bereits über eine Arbeitszei­tverkürzun­g auf 35 Wochenstun­den verhandelt“.

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Wenn es mindestens 8401 Personen unterstütz­en, ist das Frauenvolk­sbegehren innerhalb von sechs Monaten zur Unterschri­ft aufzulegen
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Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) wünscht sich eine baldige Entscheidu­ng der Justiz. Er rechnet mit einer Einstellun­g

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