Kims Marionetten-Theater
Im Gleichklang. Die „Armee der Schönheiten“soll Nordkorea in PyeongChang im hellen Licht erstrahlen lassen
ritiert zurück. Denn wann bekommt man schon einmal so klar und deutlich vor Augen geführt, wie in Nordkorea die Gleichschaltung von Menschen funktioniert?
229 Schönheiten
Dieexakt229weiblichenMitglieder der „Army of Beauties“sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Sie dürften offenbar alle den gleichen Schneider haben und auch zum gemeinsamen Friseur gehen. Und natürlich singen, springen, tanzen und gestikulieren sie alle im Gleichklang und Gleichschritt. Wie 229 Marionetten aus ein und derselben Werkstatt, die an einem Faden hängen. Als ob sie in PyeongChang ferngesteuert wären, gelenkt aus dem fernen Pjöngjang.
Tatsächlich sind die uni- formen Cheerleaderinnen in ihren Uniformen im Auftrag ihres Herrn unterwegs. Das Lächeln der 229 Frauen der Armee der Schönen ist keineswegs so entwaffnend, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag.
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Vielmehr verfolgen die Animateurinnen mit ihren penibel einstudierten Choreografien und mit ihrem synchron vorgetragenen Singsang ein simples Ziel: Es geht weniger um das Anfeuern des vereinigten koreanischen Teams, sondern vor allem darum, Nordkorea in der Welt gut aussehen zu lassen.
So wie sich Athleten erst einmal für Olympia qualifizieren müssen, gelten auch für Mitglieder der Armee der Schönen strenge Kriterien. Eine Größe von 1,63 Metern ist erforderlich, der Besuch einer Musikschule gilt als verpflichtend, aus gutem nordkoreanischen Haus sollen sie kommen, und das Wichtigste: dem großen Führer huldigen und die politischen Ideale des Landes respektieren und verkörpern.
Ganz so wie die berühmteste Schöne aus der Armee der Schönheiten. Ri Sol-ju war lange Mitglied der Cheerleaderinnen, heute ist sie die Ehefrau von Herrscher Kim Jong-un.
Wer aus der Reihe tanzt, bekommt die ganze Härte des Systems zu spüren: Als 2005 bei einem Gastspiel in Südkorea einige Frauen der Armee der Schönen zu viel über ihr Leben in Nordkorea ausplauderten, landeten sie in ihrer Heimat im Arbeitslager.