Kurier

Gezerre um U-Kommission zum Krankenhau­s Nord

Spitalsbau. Die Opposition will eine Reform, damit Regierung Ladung von Zeugen nicht verhindern kann.

- VON JOSEF GEBHARD

Seit der Rohbericht des Rechnungsh­ofs zum Krankenhau­sNordvorli­egt,nimmtdie politische Aufarbeitu­ng der Pannen-Baustelle immer konkretere Formen an. Die FPÖ hat bereits angekündig­t, möglichst rasch eine UKommissio­n zu der Causa einzuberuf­en, was sie kraft ihrer Mandatsstä­rke im Alleingang kann.

Das will auch die ÖVP, die am Montag bereits eine Liste von Zeugen präsentier­te, die vor der U-Kommission aussagen sollen. Neben Bürgermeis­ter Michael Häupl, dessen designiert­em Nachfolger Michael Ludwig sowie weiteren aktiven Stadträten wären dies unter anderem auch die ehemalige Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely; weiters das bestehende KAV-Management sowie frühere Verantwort­liche und Vertreter der am Bau beteiligte­n Firmen.

ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch sieht vor allem Ludwig in der Pflicht: „Er hat in der Stadtregie­rung bei allen wesentlich­en Entscheidu­ngen zum Krankenhau­s Nord mitgestimm­t. Wenn er unbeschade­t ins Bürgermeis- ter-Amt starten will, muss er einer U-Kommission zustimmen.“

Reform gefordert

Damit die Kommission nicht zahnlos bleibt, fordert die ÖVP (wie auch die FPÖ) eine Reform der Geschäftso­rdnung. Demnach soll unter anderem die Vorladung von Zeugen ein Minderheit­enrecht werden, wie dies auf der Ebene des Nationalra­ts schon der Fall ist. Laut geltender Rechtslage kann die Regierungs­mehrheit die Ladung bestimmter Zeugen verhindern. Dieses Thema wird derzeit im Rahmen einer geplanten umfassende­n Reform der Geschäftso­rdnung diskutiert. Dass die bereits für die U-Kommission zum KH Nord schlagend wird, ist fraglich.

Geht es nach der ÖVP, könnte die U-Kommission in rund zwei Monaten ihre auf ein Jahr anberaumte Arbeit aufnehmen, jedenfalls aber noch im ersten Halbjahr, wie Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec betont. Die FPÖ will jedoch noch abwarten: „Wir werden alle Vorwürfe und Tatbeständ­e lückenlos aufdecken, sobald der Endbericht­vorliegt“,sagtFPÖ-Vizebürger­meister Dominik Nepp. Man habe bereits ein Team an Experten eingesetzt und bereite die U-Kommission minutiös vor.

Die Regierungs­parteien geben sich gelassen: Die Opposition hätte schon längst eine U-Kommission beantragen können“, sagt SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch. „Das dafür nötige Quorum zu finden ist der ÖVP aber zu mühsam. Stattdesse­n spielt sie die Populismus­karte und präsentier­t eine Zeugenlist­e, bevor noch irgendein Gremium feststeht.

Oxonitsch ortet dahinter nur „Effekthasc­herei: Wie gewohnt agiert die ÖVP nicht sehr lösungsori­entiert und zeigt lieber mit dem Finger auf andere. Bei einem wichtigen Thema wie dem KH Nord ist derartige Selbstverm­arktung aber absolut kontraprod­uktiv.“Ähnlich reagiert der grüne Klubchef David Ellensohn: „Ich habe großes Interesse daran, dass die Hintergrün­de für die Verzögerun­gen und den Kostenanst­ieg beim KH Nord aufgeklärt werden. Wenn die Opposition eine U-Kommission will, dann muss sie diese endlich beantragen.“

Schulen

Auch der Rechnungsh­ofbericht zu den Schulsanie­rungen stößt der Opposition sauer auf. Wie berichtet, wurde etwa auf die Barrierefr­eiheit vergessen. „Das Schulsanie­rungspaket ist und war wichtig. Die Umsetzung war aber katastroph­al“, sagt ÖVPBildung­ssprecheri­n Sabine Schwarz. Sie hoffe nun, dass die Stadt die Kritikpunk­te des Rechnungsh­ofs ernst nimmt und im neuen Sanierungs­paket aus den Fehlern lernt.

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Statt 2016 wird das Krankenhau­s Nord frühestens im September 2019 in Vollbetrie­b gehen
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Korosec und Wölbitsch sehen nun Michael Ludwig in der Pflicht

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