Asche und Liebe am selben Tag
Der Aschermittwoch und der Valentinstag fallen erstmals seit 1945 zusammen.
Eines gleich vorweg: Ein Freispruch von der religiösen Fastenpflicht ist am heutigen Aschermittwoch von Kirchenseite nicht drinnen, daranändertauchdieKoexistenz mit dem Valentinstag nichts. „Der Fasttag steht über allem“, betont Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan in Wien. Es spricht allerdings auch nichts dagegen, beide Anlässe ihrem Grundgedanken entsprechend zu begehen. „Warum setzen wir nicht einen Akt der Nächstenliebe und üben uns in Buße füreinander, als ein Zeichen unserer Liebe?“, fragt etwa Kardinal Timothy M. Dolan, Erzbischof von New York, in der New York Times.
Toni Faber sieht es so: „Der Aschermittwoch soll uns sagen: Unser Leben ist nurbegrenzt.ZuBeginn der Fastenzeit kann man sich also sprichwörtlich Asche übers Haupt streuen, indem man innehält und dankbar auf das eigene Leben und das seiner Mitmenschen schaut.“
Vorbereitung
Dies und der Gedanke der Buße stehen schließlich hinter dem Aschenkreuz, das auf die Stirn gezeichnet wird. Dieser Ritus wurde von Papst Urban II. bereits 1091 für alle Gläubigen vorgeschrieben. Schon in der Antike galt Asche als Zeichen für Vergänglichkeit. Sie steht aber ebenso für Trauer – und Reinigung. Als Asche dienen übrigens die verbrannten Palmzweige des Vorjahrs. Auch sie gehen den Weg von allem Vergänglichen.
Der Beginn der 40-tägigen Buß- und Fastenzeit (die Sonntage sind ausgenommen) gilt als Vorbereitung auf Ostern, das höchste Fest im Kirchenjahr. Wobei wir wieder beim Fasten wären. „Wenn man sich bewusst zurücknehmen kann, kann man auch besser genießen“, sagt Faber.
Auslegungssache
Fasten ist ja relativ und Auslegungssache – von strengen Varianten ohne feste Nahrung über fleischlose Gemüsegerichte bis „weniger ist mehr“ist vieles möglich. Kardinal Joseph W. Tobin, Erzbischof von Newark im USBundesstaatNewJersey,geht das Dilemma pragmatisch an: „Bringen Sie Ihren Schwarm an einen Ort mit kleinen Tellern.“Auf den Heringsschmaus muss man so gesehen nicht verzichten.
Das tun die Österreicher traditionell ohnehin nicht. „Zu Beginn der Fastenzeit steigt der Fischumsatz um 50 Prozent an“, heißt es bei der Wirtschaftskammer. Besonders beliebt: Lachs und Kabeljau. „Danach kommen die Fische aus den heimischen Seen, Zander, Seesaibling und natürlich die Forelle“, sagt Georg Gutfleisch, Fischhandelsobmann. Und auch Toni Faber hat seinen persönlichen Modus für den Aschermittwoch gefunden. „Ich halte sechs Gottesdienste und faste den ganzen Tag über. Abends bin ich selbst zum Heringsschmaus eingeladen. Ich versuche dabei den Grundgedanken des Aschermittwochs aufzunehmen und den Menschen dankbar zu begegnen.“