Geschmackloses Strache-Posting zu nächtlicher Stunde
Angriff auf den ORF. Strache teilte ein Bild, auf dem der ORF der Lüge und Propaganda bezichtigt wird – „ZiB 2“-Moderator will ihn dafür klagen
Im Fasching trifft nicht jede Pointe geschmackssicher das Ziel. Je später die Stunde, desto breiter die Streuung. Ein nächtliches Posting beschert Vizekanzler HeinzChristian Strache nun eine Klage eines ORF-Journalisten.
Der blaue Obmann hatte in der Nacht auf Dienstag ein Foto gepostet, auf dem „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf abgebildet ist. Daneben steht: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden.“Strache veröffentlichte das Bild auf seinem privaten Account, jedoch für jeden einsehbar. Dazu hatte er das Wort „Satire!“und einen Smiley beigefügt.
Der klein gedruckte Text darunter ist für einen hohen Amtsträger der Republik wohl beispiellos. „Das Beste aus Fake News, Lügen und Propaganda, Pseudokultur und Zwangsgebühr.“Dabei wird auch auf das FacebookProfil von Wolf Bezug genommen.
Ärger im ORF
Am Küniglberg sieht man den nächtlichen Witz überhaupt nicht entspannt. Das Unternehmen weist die „pauschalen Anschuldigungen und Unterstellungen gegenüber seinen Redaktionen sowie gegen Armin Wolf persönlich auf das Schärfste zurück“. Man werde „unverzüglich bei Facebook die Löschung dieses Postings veranlassen und prüft weitere rechtliche Schritte.“Der Abgebildete ist in Rechtsfragen schon weiter: Wolf verkündete, er werde Strache klagen. Und auch recht bekommen.
Warum aber postet ein Vizekanzler solche Geschmacklosigkeiten, noch dazu um 0.26 Uhr? Strache meinte zu seiner Verteidigung: „Satire ist auch als solche zu bewerten.“Das Posting sei auch als solche gekennzeichnet gewesen. Nach den Vorfällen beim ORF Tirol sei Satire auch „besonders notwendig“, meinte Strache. Er verwies darauf, dass er den Post auf seiner privaten Facebook-Seite geteilt habe.
Die FPÖ schießt sich seit Tagen auf den ORF ein. Die Anlässe reichen hier von peinlich kleinlich bis berechtigt zornig. Als Verkehrsminister Norbert Hofer nicht bei einem „ZiB“-Beitrag gezeigt wurde, verkündete die Partei beleidigt, man werde die „Zwangsgebühren“(die GiS ist die größte Einnahmequelle für den ORF) abschaffen.
Eine ORF-Entschuldigung war hingegen fällig, als ORF Tirol einen Beitrag über den blauen Spitzenkandidaten Markus Abwerzger so stümperhaft schnitt, dass der Eindruck entstehen musste, dieser habe antisemitischen Äußerungen eines Passanten zugestimmt. Das veranlasste sogar den Redakteursrat, sich zu äußern: Man brauche eine neue „Fehlerkultur“.