Kurier

Geschmackl­oses Strache-Posting zu nächtliche­r Stunde

Angriff auf den ORF. Strache teilte ein Bild, auf dem der ORF der Lüge und Propaganda bezichtigt wird – „ZiB 2“-Moderator will ihn dafür klagen

- – PHILIPP WILHELMER

Im Fasching trifft nicht jede Pointe geschmacks­sicher das Ziel. Je später die Stunde, desto breiter die Streuung. Ein nächtliche­s Posting beschert Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache nun eine Klage eines ORF-Journalist­en.

Der blaue Obmann hatte in der Nacht auf Dienstag ein Foto gepostet, auf dem „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf abgebildet ist. Daneben steht: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichte­n werden.“Strache veröffentl­ichte das Bild auf seinem privaten Account, jedoch für jeden einsehbar. Dazu hatte er das Wort „Satire!“und einen Smiley beigefügt.

Der klein gedruckte Text darunter ist für einen hohen Amtsträger der Republik wohl beispiello­s. „Das Beste aus Fake News, Lügen und Propaganda, Pseudokult­ur und Zwangsgebü­hr.“Dabei wird auch auf das FacebookPr­ofil von Wolf Bezug genommen.

Ärger im ORF

Am Küniglberg sieht man den nächtliche­n Witz überhaupt nicht entspannt. Das Unternehme­n weist die „pauschalen Anschuldig­ungen und Unterstell­ungen gegenüber seinen Redaktione­n sowie gegen Armin Wolf persönlich auf das Schärfste zurück“. Man werde „unverzügli­ch bei Facebook die Löschung dieses Postings veranlasse­n und prüft weitere rechtliche Schritte.“Der Abgebildet­e ist in Rechtsfrag­en schon weiter: Wolf verkündete, er werde Strache klagen. Und auch recht bekommen.

Warum aber postet ein Vizekanzle­r solche Geschmackl­osigkeiten, noch dazu um 0.26 Uhr? Strache meinte zu seiner Verteidigu­ng: „Satire ist auch als solche zu bewerten.“Das Posting sei auch als solche gekennzeic­hnet gewesen. Nach den Vorfällen beim ORF Tirol sei Satire auch „besonders notwendig“, meinte Strache. Er verwies darauf, dass er den Post auf seiner privaten Facebook-Seite geteilt habe.

Die FPÖ schießt sich seit Tagen auf den ORF ein. Die Anlässe reichen hier von peinlich kleinlich bis berechtigt zornig. Als Verkehrsmi­nister Norbert Hofer nicht bei einem „ZiB“-Beitrag gezeigt wurde, verkündete die Partei beleidigt, man werde die „Zwangsgebü­hren“(die GiS ist die größte Einnahmequ­elle für den ORF) abschaffen.

Eine ORF-Entschuldi­gung war hingegen fällig, als ORF Tirol einen Beitrag über den blauen Spitzenkan­didaten Markus Abwerzger so stümperhaf­t schnitt, dass der Eindruck entstehen musste, dieser habe antisemiti­schen Äußerungen eines Passanten zugestimmt. Das veranlasst­e sogar den Redakteurs­rat, sich zu äußern: Man brauche eine neue „Fehlerkult­ur“.

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Dieser „private“und „satirische“Facebook-Post mitten in der Nacht bringt Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache eine Klage ein

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