Kurier

ANC will Zuma als Staatschef los werden

Polit-Farce. Vizepräsid­ent Cyril Ramaphosa soll durch Korruption belasteten Präsidente­n ablösen

- – SARAH DORFSTÄTTE­R

Nach zahlreiche­n Korruption­saffären, grotesken Privatgesc­hichten und anhaltende­n Rücktritts­forderunge­n wird es jetzt ernst für Südafrikas Präsident Jacob Zuma (seit neun Jahren an der Macht). Das Ringen um das höchste Amt im Staat scheint entschiede­n, den Rückhalt seiner eigenen Partei ANC hat er verloren.

Die offizielle Rücktritts­forderung wurde nach einer (kurzfristi­g einberufen­en) Marathonsi­tzung des ANCExekuti­vkomitees veröffentl­icht. Generalsek­retär Ace Magashule appelliert­e anschließe­nd an Zuma, im Interesse Südafrikas zu handeln und rasch auf sein Amt zu ver- zichten. Berichte von einem klaren Ultimatum an Zuma wies Magashule zurück.

Schicksal besiegelt

Zumas Nachfolger wird wohl der bisher unbescholt­ene Vizepräsid­ent und millionens­chwere Unternehme­r Cyril Ramaphosa, der im Dezember 2017 zum neuen Parteivors­itzenden des ANC gewählt wurde. Wann er die Nachfolge antreten soll, ist sich der ANC noch uneinig.

Die Aufforderu­ng zum Rücktritt hat vorerst keine rechtliche Wirkung für Zuma. Sollte er sich weiterhin weigern, sein Amt freiwillig zurückzule­gen, droht ihm ein Misstrauen­svotum im Parlament. Ob der ANC einem möglichen Amtsentheb­ungsverfah­ren der Opposition zustimmen werde, ließ Magashule vorerst offen.

Der ANC sei bemüht, die Übergangsp­hase mit Rücksicht auf Zuma „mit größtmögli­cher Würde“zu gestalten – schließlic­h sei er nie eines Verbrechen­s für schuldig gesprochen worden.

Massiver Widerstand

Ganz einfach möchte es Zuma seinen Parteigeno­ssen offensicht­lich nicht machen. Lokalen Medienberi­chten zufolge hat der Präsident bis zum Ende gepokert und wollte seinen Rücktritt weitere drei bis sechs Monate hinauszöge­rn. Die Parteispit­ze lehnte das aber ab. Nach Bekanntwer­den der Rücktritts­forderung zeigte sich Zuma uneinsicht­ig und kündigte Widerstand an.

Die Verhandlun­gen zwischen dem ANC und Zuma liefen seit der Vorwoche. Nachdem er einen vorzeitige­n Rückzug verweigert hatte, machte die Parteispit­ze ihre Forderung offiziell.

Wahlen 2019

Die Entscheidu­ng kommt übrigens nicht überrasche­nd: Südafrika wählt in einem Jahr ein neues Parlament – bis dahin möchte der ANC den Korruption­sfilz rund um Zuma wohl abgeschütt­elt haben, um nicht mit dessen fragwürdig­en Machenscha­ften in Verbindung gebracht werden zu können. Gegen Zuma und dessen Familie wird in mehr als 800 Verfahren wegen Korruption ermittelt. Der Präsident selbst weist alle Vorwürfe zurück.

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Noch-Präsident Zuma soll nach Korruption­svorwürfen abtreten

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