Kurier

ÖBB-Aufsichtsr­atschef als Finanzchef im ORF?

Strukturre­form. Regierungs­enquete Anfang Juni

- VON ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Am 28. Februar vollzieht Arnold Schiefer den nächsten Karrieresc­hritt. Der neue Aufsichtsr­at der ÖBB wird den 51-Jährigen zum Vorsitzend­en von Österreich­s größtem Staatsunte­rnehmen wählen. Schiefer, dem von allen Seiten erstklassi­ge Management­qualitäten attestiert werden und den Christian Kern als damaliger ÖBB-Chef bei der Staatsbahn selbst beförderte, ist die TopManagem­entreserve der FPÖ. Der Burschensc­hafter, der sich von rechtsradi­kalem Gedankengu­t glaubwürdi­g distanzier­t, gilt daher als Kandidat für weitere Spitzenjob­s im staatsnahe­n Bereich.

Sein Vertrag als Vorstand der Heta Asset Resolution (Hypo-Abbaueinhe­it) läuft im Herbst aus. Schiefer wird nicht nur für den Verbund ins Spiel gebracht. Beim mehrheitli­ch staatliche­n Stromkonze­rn laufen alle vier Vorstandsv­erträge, wie berichtet, Ende 2018 aus.

Der Oberösterr­eicher ist auch als Finanzchef des ORF im Gespräch. Nicht in der jetzigen Konstellat­ion des Staatsrund­funks, sondern als aufgewerte­ter und nicht weisungsge­bundener Finanzvors­tand eines reformiert­en ORF.

„Diese Position ist für jeden Manager eine interessan­te Herausford­erung. Aber das ist derzeit kein Thema, mit mir hat niemand darüber gesprochen“, sagt Schiefer dazu gegenüber dem KURIER. Nachsatz: „Der ORF ist ein wichtiges Medium für die Republik Österreich und ist es wert, dass man ihn nicht verkommen lässt.“Was immer das bedeuten mag.

Der Fahrplan von ÖVP und FPÖ für den ORF:

Den Auftakt macht eine Regierungs­enquete, die für Anfang Juni geplant ist. Politiker und Experten werden sich mit der Zukunft des öffentlich-rechtliche­n Senders, der Digitalisi­erung, Medienkoop­erationen etc. auseinande­rsetzen.

Im Herbst soll dann das neue ORF-Gesetz für die Neustruktu­rierung des Staatsfunk­s stehen und Ende 2018/Anfang 2019 in Kraft treten. Im Gesetz soll auch die künftige Gesellscha­ftsform des ORF festgelegt werden. Viel spricht für eine Aktiengese­llschaft mit weisungsfr­eien Vorständen. Der SPÖ-nahe ORF-Chef Alexander Wrabetz ist immer noch Alleingesc­häftsführe­r, was angesichts der Größe der Medienorge­l Seltenheit­swert hat.

Die Verträge von Wrabetz und seinem Direktoriu­m, darunter der kaufmännis­che Chef Andreas Nadler, laufen bis Ende 2021. Die Jobs müssten neu ausgeschri­eben werden. Eine vorzeitige Abberufung käme die Gebührenza­hler teuer. Wrabetz handelte sich für die aktuelle Amtszeit aus, dass im Fall einer schuldlose­n Abberufung die Gage für die gesamte restliche Vertragsla­ufzeit ausbezahlt werden muss. Vorher war diese Frist wesentlich kürzer.

Als Verbund-Vorstand würde Schiefer mit über einer Million Euro freilich wesentlich mehr verdienen als im ORF. Doch der Oberösterr­eicher betont ohnehin dauernd, ihn interessie­re nicht Geld, sondern die Herausford­erung. Wird spannend, ob er den Wahrheitsb­eweis antritt.

 ??  ?? Arnold Schiefer: Spekulatio­nen um FPÖ-Management­reserve
Arnold Schiefer: Spekulatio­nen um FPÖ-Management­reserve
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria