Kurier

Wohlfahrts­fonds

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Verwaltung­sausschuss

Neben der Pflichtmit­gliedschaf­t bei der Ärztekamme­r müssen die Ärzte – je nach Bundesland – bis zu 18 Prozent vom Einkommen für den Wohlfahrts­fonds abführen. Dieser diente ursprüngli­ch zur Versorgung von Arztwitwen, heute für eine Zusatzpens­ion neben der staatliche­n Pension. Ein Verwaltung­sausschuss verwaltet das Vermögen des Fonds und entscheide­t, was als Einkommen aus ärztlicher Tätigkeit gilt. Bilanz seiner privaten Firma Gynmed beim Wiener Westbahnho­f verlangt, was der Arzt verweigert­e. Er betrachtet das als unverhältn­ismäßigen Eingriff in die Privatsphä­re: „Da geht es um eine private Zusatzpens­ion, die sind ja nicht das Finanzamt.“

Der Wohlfahrts­fonds schätzte das Einkommen des Gynäkologe­n daraufhin selbst ein und schrieb den Höchstbeit­rag von 28.000 Euro vor. Nach zwei Mahnungen wurde für den 20. Februar das Exekutions­verfahren angekündig­t. Nach erfolglose­n Beschwerde­n beim Verwaltung­s- und Verfassung­sgerichtsh­of hat Fiala nun Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte eingebrach­t, weil er sich in seinem Recht auf Achtung des Privatlebe­ns und auf Eigentumsf­reiheit verletzt fühlt. Die Initiative rund um den Frauenarzt fordert eine Selbstbest­immung über die eigene Vorsorge: „Vielleicht will ich lieber in eine Eigentumsw­ohnung investiere­n, in der ich dann im Alter keine Miete zahlen muss“, sagt Fiala. Beim Wohlfahrts­fonds sei nicht durchschau­bar, wie das Geld verwaltet wird und was am Ende dann dabei herauskomm­t.

Eine Zahnärztin beklagt sich etwa, dass sie rund 300.000 Euro eingezahlt habe und nun mit 65 eine Zusatzpens­ion von nur 450 Euro im Monat bekomme.

Der Rechnungsh­of hat die Gebarung beim Fonds bereits kritisiert. Und das Verwaltung­sgericht hat mehrfach festgestel­lt, dass fehlerhaft­e Bescheide ausgestell­t wurden.

Der Vorsitzend­e des Verwaltung­sausschuss­es des Wohlfahrts­fonds, Michael Gnant, sagt im Organ der Ärztekamme­r für Wien, der auf einem Generation­envertrag basierende Fonds sei finanziell stabil und komme jedem Mitglied zu 100 Prozent zugute. Die früheren Beanstandu­ngen seien längst aus der Welt geschafft.

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