Valentinstag:
Liebesglück trifft auf Vergänglichkeit
Es passt auf den ersten Blick so gar nicht zusammen. Im linken Eck Blumen und Pralinen, gespickt mit dem Traum von lebenslangem Liebesglück; im rechten Eck der Aufruf zu Enthaltsamkeit sowie die Erinnerung, dass alles vergänglich ist. Wenig verwunderlich also, dass Kirchenvertreter ob der ungewöhnlichen Terminkollision irritiert waren – und Gläubigen im Vorfeld rieten, ihre Liebe schon am Faschingdienstagzuzelebrieren.Christopher James, Theologe in den USA, begegnete der Ambivalenz via Twitter mit Galgenhumor: „Ich kann Mittwoch kaum erwarten. Ich werde jedem sagen: Du wirst geliebt und du wirst sterben.“
Auch Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan, hat sich „etwas geärgert, als ich draufgekommen bin, dass Valentinstag und Aschermittwoch heuer zusammenfallen“. Völlerei am Fasttag sei tabu, auch im Sinne der (Nächsten-)Liebe; die gute Nachricht: „über sexuelle Enthaltsamkeit gibt es keine Vorschrift“. Die traditionelle „Segnung der Liebenden“im Stephansdom musste heuer erstmals den Aschenkreuzen weichen und wurde zwei Tage vorverlegt. Trotz Fasching kamen200PaareindenDom, freut sich Faber.
Realität des Scheiterns
Obgleich heute als Konsumfeiertag verschrien, hat auch der Tag der Liebenden einen kirchlichen Ursprung. Gedacht wird dem heiligen Valentin, Bischof von Terni: Er soll Verliebte gegen den Willen des Kaisers getraut haben und starb am 14. Februar 269 den Märtyrertod. Wie sich sich der romantische Gedanke mit der am Aschermittwoch präsenten Vergänglichkeit vereinbaren lässt? „Es erinnert uns daran, dass man jeden Tag an der Liebe arbeiten muss und nicht alles in unserer Hand liegt“, sagt Faber. „Die bescheidene Bitte um ewig währende Liebe birgt immer auch auch die Realität des Scheiterns.“
Liebesbrief vom Papst
Das Aufeinandertreffen der beiden Tage bleibt auch vom weltlichen Teil des Landes nicht unbemerkt: „Das ist in der Tat ungewöhnlich“, sagt Konstantin Filippou, Haubenkoch in Wien. „Der Ansturm in unseren beiden Restaurants ist enorm – womit der Valentinstag eindeutig Vorrang hat.“Jedoch nimmt man Rücksicht auf verliebte Christen:
„Wir konzentrierenunsaufFischund leichte Küche sowie auf Desserts mit sehr wenig Zucker.“
Übrigens: Sollten
Sie sich heute ein wenig einsam fühlen – ein Mann meldet sich bestimmt. Und zwar der Papst.
Mit der Fastenzeit startet auch heuer wieder die kostenlose SMS-Aktion der katholischen Kirche, bei der Interessierte bis Ostern jeden Tag (außer Sonntag) päpstliche Gedanken aufs Handy erhalten. Wer mag: Einfach eine SMS mit „Papst“an 0664/6606651.