Kurier

Ein klarer Sieg der Inhalte über den Superstarf­aktor

Kritik. Kaufmann und Damrau mit Hugo Wolf

- – PETER JAROLIN

Wenn zwei Superstars der Klassiksze­ne zur musikalisc­hen Audienz bitten, kann das mitunter auch schnell in ein pures Spektakel ausarten.

Nicht aber, wenn mit Jonas Kaufmann und Diana Damrau Künstler am Werk sind, denen es mehr um Inhalte, denn um Show geht.

Insofern war das Gastspiel des Startenors und der Weltklasse-Sopranisti­n im Wiener Musikverei­n erfreulich unspektaku­lär, sind beide doch mit dem „Italienisc­hen Liederbuch“von Hugo Wolf auf Europa-Tournee. Wolfs Meisterwer­k besteht bekanntlic­h aus 46 Liedern, die alle etwas mit dem Süden, mit Emotion und Liebe zu tun haben. Für ihre Interpreta­tion des vokalen Wechselspi­els zwischen Sopran und Tenor haben Damrau und Kaufmann ihre eigene, sehr plausible Reihenfolg­e der Lieder erstellt, die es beiden Künstlern erlaubt, miteinande­r in einen geistreich-intimen Dialog zu treten. Stimmlich Kraftprobe­n waren somit auch im Goldenen Saal nicht zu erwarten.

Stattdesse­n konnte man zwei wunderbare Singschaus­pieler erleben, die Wolfs Piecen charmant, mit Augenzwink­ern und dennoch größter Seriosität interpreti­erten.

Da war auf der einen Seite Kaufmanns herrlich baritonal gefärbter Tenor zu hören, der den einzelnen Nummern viele Nuancen verlieh. Auf der anderen Seite punktete Damrau mit ihrem so schönen Sopran auch mit einem Funken Koketterie. Beide Künstler stellten sich dabei stets in den Dienst von Hugo Wolf. Wie auch Helmut Deutsch am Klavier, der dieses „Italienisc­he Liederbuch“unaufgereg­t-feinsinnig ausmodelli­erte.

KURIER-Wertung:

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