Ein klarer Sieg der Inhalte über den Superstarfaktor
Kritik. Kaufmann und Damrau mit Hugo Wolf
Wenn zwei Superstars der Klassikszene zur musikalischen Audienz bitten, kann das mitunter auch schnell in ein pures Spektakel ausarten.
Nicht aber, wenn mit Jonas Kaufmann und Diana Damrau Künstler am Werk sind, denen es mehr um Inhalte, denn um Show geht.
Insofern war das Gastspiel des Startenors und der Weltklasse-Sopranistin im Wiener Musikverein erfreulich unspektakulär, sind beide doch mit dem „Italienischen Liederbuch“von Hugo Wolf auf Europa-Tournee. Wolfs Meisterwerk besteht bekanntlich aus 46 Liedern, die alle etwas mit dem Süden, mit Emotion und Liebe zu tun haben. Für ihre Interpretation des vokalen Wechselspiels zwischen Sopran und Tenor haben Damrau und Kaufmann ihre eigene, sehr plausible Reihenfolge der Lieder erstellt, die es beiden Künstlern erlaubt, miteinander in einen geistreich-intimen Dialog zu treten. Stimmlich Kraftproben waren somit auch im Goldenen Saal nicht zu erwarten.
Stattdessen konnte man zwei wunderbare Singschauspieler erleben, die Wolfs Piecen charmant, mit Augenzwinkern und dennoch größter Seriosität interpretierten.
Da war auf der einen Seite Kaufmanns herrlich baritonal gefärbter Tenor zu hören, der den einzelnen Nummern viele Nuancen verlieh. Auf der anderen Seite punktete Damrau mit ihrem so schönen Sopran auch mit einem Funken Koketterie. Beide Künstler stellten sich dabei stets in den Dienst von Hugo Wolf. Wie auch Helmut Deutsch am Klavier, der dieses „Italienische Liederbuch“unaufgeregt-feinsinnig ausmodellierte.
KURIER-Wertung: