IS-Attentat auf Polizei in St. Pölten geplant
Trio wollte laut Anklage Waffenhändler überfallen und Polizisten in den Kopf schießen
Drei junge Männer waren offenbar bereit, für den IS („Islamischer Staat“) in Österreich den sogenannten „Märtyrertod“zu sterben. Davor sollten möglichst viele Polizisten erschossen werden. „Der Plan war, so lange auf Polizistenzuschießen,biswir sterben“, gab ein 19-Jähriger zu Protokoll.
Der Terrorprozess gegen den jungen Tschetschenen und zwei mutmaßliche Komplizen, der heute, Mittwoch, im Wiener Landesgericht stattfindet, gibt Einblicke in eine IS-Splittergruppe und ihre mörderischen Pläne. Das Trio hatte sich 2015 radikalisiert und dann laut Anklage Aufträge eines bisher nicht ausgeforschten Anführers der Terror-Miliz namens Abu Nuuh angenommen. Die zwei 19-Jährigen und ein 22- Jähriger, die mit dem ab 4. April vor Gericht stehenden mutmaßlichen Bombenbauer Lorenz K. in Kontakt waren, sollten zunächst einen Waffenhändler in St. Pölten überfallen. Mit den erbeuteten Waffen wollten sie laut Staatsanwalt ein Blutbad in einer Polizeiinspektion in der niederösterreichischen Landeshauptstadt anrichten. Dabei hätten sie bewusst in Kauf genommen, selbst zu sterben.
Der in St. Pölten wohnhafte 19-Jährige soll von diesem Abu Nuuh angewiesen worden sein, „Polizisten in den Kopf zu schießen“. Ihre Leichen sollte er dann „in die Gebüsche schmeißen“. Außerdem habe der Anführer gesagt, „dass man auch Frauen und Kinder töten könne“. Das Trio hatte bereits ein Waffengeschäft für einen Überfall ausgekundschaftet.
Am 13. Juli 2015 ging im Innenministerium allerdings ein anonymer Warnhinweis ein, der von einem Eingeweihten aus dem engsten Umfeld stammen dürfte. Die Pläne wurden publik und abgeblasen.
Im Prozess wird es auch noch um einen geplanten Raubüberfall auf eine Lokalbetreiberin gehen. Zwei Angeklagte sollen sich mit Sturmhauben maskiert bereits auf die Lauer gelegt haben, um die Frau niederzuschlagen und auszurauben. Als sie jedoch in Begleitung mehrerer Männer die Bar verließ, bekamen die Angeklagten kalte Füße.
AufdieSpurdesTrioskam man Anfang 2017, als Lorenz K. verhaftet wurde, der einen 12-Jährigen zu einem misslungenen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt im deutschen Ludwigshafen angestiftet haben soll.
Parallelen
Am Donnerstag wird einer Gruppe von Tschetschenen in St. Pölten der Terrorprozess gemacht, denen ganz ähnliche Pläne angelastet werden wie dem am Mittwoch in Wien auf der Anklagebank sitzenden Trio. Der Anführer einer siebenköpfigen Bande soll im März 2017 ebenfalls einen Überfall auf einen Waffenhändler in St. Pölten geplant haben, um mit den erbeuteten Waffen nach Syrien zu reisen und sich dem bewaffneten Dschihad („Heiliger Krieg“) des IS anzuschließen. Im Gebetsraum der Uniklinik in St. Pölten soll der 20-Jährige Landsleute radikalisiert haben.