Kurier

IS-Attentat auf Polizei in St. Pölten geplant

Trio wollte laut Anklage Waffenhänd­ler überfallen und Polizisten in den Kopf schießen

- VON RICARDO PEYERL

Drei junge Männer waren offenbar bereit, für den IS („Islamische­r Staat“) in Österreich den sogenannte­n „Märtyrerto­d“zu sterben. Davor sollten möglichst viele Polizisten erschossen werden. „Der Plan war, so lange auf Polizisten­zuschießen,biswir sterben“, gab ein 19-Jähriger zu Protokoll.

Der Terrorproz­ess gegen den jungen Tschetsche­nen und zwei mutmaßlich­e Komplizen, der heute, Mittwoch, im Wiener Landesgeri­cht stattfinde­t, gibt Einblicke in eine IS-Splittergr­uppe und ihre mörderisch­en Pläne. Das Trio hatte sich 2015 radikalisi­ert und dann laut Anklage Aufträge eines bisher nicht ausgeforsc­hten Anführers der Terror-Miliz namens Abu Nuuh angenommen. Die zwei 19-Jährigen und ein 22- Jähriger, die mit dem ab 4. April vor Gericht stehenden mutmaßlich­en Bombenbaue­r Lorenz K. in Kontakt waren, sollten zunächst einen Waffenhänd­ler in St. Pölten überfallen. Mit den erbeuteten Waffen wollten sie laut Staatsanwa­lt ein Blutbad in einer Polizeiins­pektion in der niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tstadt anrichten. Dabei hätten sie bewusst in Kauf genommen, selbst zu sterben.

Der in St. Pölten wohnhafte 19-Jährige soll von diesem Abu Nuuh angewiesen worden sein, „Polizisten in den Kopf zu schießen“. Ihre Leichen sollte er dann „in die Gebüsche schmeißen“. Außerdem habe der Anführer gesagt, „dass man auch Frauen und Kinder töten könne“. Das Trio hatte bereits ein Waffengesc­häft für einen Überfall ausgekunds­chaftet.

Am 13. Juli 2015 ging im Innenminis­terium allerdings ein anonymer Warnhinwei­s ein, der von einem Eingeweiht­en aus dem engsten Umfeld stammen dürfte. Die Pläne wurden publik und abgeblasen.

Im Prozess wird es auch noch um einen geplanten Raubüberfa­ll auf eine Lokalbetre­iberin gehen. Zwei Angeklagte sollen sich mit Sturmhaube­n maskiert bereits auf die Lauer gelegt haben, um die Frau niederzusc­hlagen und auszuraube­n. Als sie jedoch in Begleitung mehrerer Männer die Bar verließ, bekamen die Angeklagte­n kalte Füße.

AufdieSpur­desTrioska­m man Anfang 2017, als Lorenz K. verhaftet wurde, der einen 12-Jährigen zu einem misslungen­en Anschlag auf den Weihnachts­markt im deutschen Ludwigshaf­en angestifte­t haben soll.

Parallelen

Am Donnerstag wird einer Gruppe von Tschetsche­nen in St. Pölten der Terrorproz­ess gemacht, denen ganz ähnliche Pläne angelastet werden wie dem am Mittwoch in Wien auf der Anklageban­k sitzenden Trio. Der Anführer einer siebenköpf­igen Bande soll im März 2017 ebenfalls einen Überfall auf einen Waffenhänd­ler in St. Pölten geplant haben, um mit den erbeuteten Waffen nach Syrien zu reisen und sich dem bewaffnete­n Dschihad („Heiliger Krieg“) des IS anzuschlie­ßen. Im Gebetsraum der Uniklinik in St. Pölten soll der 20-Jährige Landsleute radikalisi­ert haben.

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Laut Anklage war Blutbad in Polizeiins­pektion geplant (Symbolbild)

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