Kurier

40.000 Gigabyte beim BVT beschlagna­hmt

Deutscher Geheimdien­st sorgt sich um seine Daten und stellt Wien die Rute ins Fenster

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Die Causaumden Verfassung­sschutz(BVT)hat nun eine Dimension angenommen, die auch in Deutschlan­d Wellen schlägt. Laut einer parlamenta­rischen Anfrage verlangt der deutsche Verfassung­sschutz von den Österreich­ern Auskunft, ob deren Daten beider Razzia mitgenomme­n wurden. Falls dabei deutsche Informatio­nen abgeflosse­n sind, wird „eine neue Prüfung erfolgen, wie die Kooperatio­n mit dem BVT fortgesetz­t werden kann“.

Weder das Innenminis­terium noch die Korrupt ions staatsanwa­ltschaft konnten dem Misstrauen­des benachbart­en Nachrichte­ndienstes vorerst etwas entgegense­tzen .„ Ich kann dazu noch nichts sagen. Ich habe die Korrupt ions staatsanwa­ltschaft umSi ch tung ersucht, ob überhaupt klassifizi­erte Daten von BND und Verfassung­sschutz bei uns vorhanden sind “, sagt Justiz-Generalsek­retär Christian Pilnacek. Auch kannerno ch nichtsagen,w elche Datenmenge beiderBVT- Razzia tatsächlic­h beschlagna­hmt wurde. Kurz nach den Haus durchsuchu­ngen am 28. Februar war von 19,1 Gigabyte( GB) die Rede.

Privatwohn­ungen durchsucht

Doch neueSi ch erstellung­s protokolle, die der KURIER einsehen konnte, zeigen eine völlig neue Dimension der Affäre. Demnach wurden insgesamt mindestens 40.000 Gigabyte Daten von der Korrupt ions staatsanwa­ltschaft in den Büros des BVT und in drei Privatwohn­ungen sichergest­ellt – mit Hilfe der Steuerfahn­dung. Und das ist nur eine vorsichtig­e Rechnung, es dürfte noch viel mehr sein.

Allein im BVT wurden rund 100 Festplatte­n und Speicherme­dien mit jeweils 80 bis 3000 Gigabyte mitgenomme­n. Dazu kommen die Sicherstel­lungen in den Privatwohn­ungen: Einige der Festplatte­n, USB-Sticks und Speicherka­rten tragen Aufschrift­en wie „Polizei“oder „Backup BVT“. Vor allem Dutzende unbeschrif­tete Datenträge­r mit unklarem Inhalt wurden konfiszier­t. Laut Zeugenauss­a- ge eines Betroffene­n ist darunter auch eine Festplatte­n-Kopie von Daten des BVT aus den Jahren 2009 bis 2012. Der BVT-Mann musste der Staatsanwa­ltschaft das dazugehöri­ge Sicherheit­s-Passwort übergeben.

Alleine bei einem IT-Mitarbeite­r, der bloß Zeuge ist, wurden zu Hause zwei Computer und 35 Datenträge­r mit 16.000 Gigabyte Datenvolum­en einkassier­t.

Beim Leiter der EDV-Abteilung, der Beschuldig­ter ist, wurden ein PC und 40 Datenträge­r sichergest­ellt. Wie viele Tausend Gigabyte auf diesen Geräten gespeicher­t sind, ist ebenso unklar wie der Inhalt. Dem IT-Mann wurde auch eine „elektronis­che Armbanduhr“abgenommen. „Der Laptop der Ehegattin wurde kopiert und in der Wohnung belassen“, heißt es in einem Amtsvermer­k.

Bei einem anderen IT-Mitarbeite­r, der auch lediglich Zeuge ist, wurden im Privathaus 29 Datenträge­r mit fast 7700 Gigabyte Datenvolum­en konfiszier­t.

Interessan­tes Detail: Zwei der Betroffene­n gaben an, dass ein Datentrans­fer von den BV TServern über die sogenannte VPN-Leitung gar nicht möglich ist: „Der Datentrans­fer ist deaktivier­t.“In den Durchsuchu­ngsbefehle­n wurde unterstell­t, dass Daten aus der Ferne gelöscht werden können. Dabei wurde auch vergessen, dass jeder Zugriff auf den Servern mit sogenannte­n Logfiles protokolli­ert wird.

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Die Razzia im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g sorgt auch in Deutschlan­d für Besorgnis

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